Tag: Murmeltier
Als Kind verbrachte ich die Ferien öfters mit meinen Eltern beim Wintersport in Samnaun. Zum Leidwesen meines Vaters, der ein begeisterter Skifahrer war, kam ich über den Idiotenhügel nicht hinaus. Ich hatte schlichtweg Angst und außerdem – was konnte ich dafür, dass die blöden Bretter immer in eine andere Richtung wollten als ich? Um es offen zu sagen, zwischen dem Schnee und mir kam es nie zu einer echten Freundschaft.
Andererseits war meine Tierliebe schon damals stark ausgeprägt, und Sie können sich mein Entzücken vorstellen, als ich eines Nachmittags auf der verschneiten Wiese oberhalb unseres Hotels eine Murmeltierfamilie entdeckte. Die putzigen Tierchen zeigten keinerlei Scheu, sie waren wohl an die Urlauber gewöhnt. Da hockten sie im Schnee, reckten ihre Näschen in die Luft und ließen sich von der Sonne bescheinen.
Ich weiß nicht, warum mir das gerade heute einfällt. Da solche Tierbegegnungen – ob real, als Bild oder Erinnerung – jedoch nie rein zufällig stattfinden, habe ich gleich einmal nachgeschlagen, was mir das Murmeltier zu sagen hat:
Wenn das Murmeltier meinen Weg kreuzt, will es mich an die elementaren Dinge in meinem Leben erinnern. Dazu gehört, dass ich mich ausgewogen ernähre, auf meine Gesundheit achte und regelmäßige Ruhepausen einlege. Vielleicht war ich zu lange im Außen unterwegs und habe meine innere Welt vernachlässigt. Es ist an der Zeit, mich nach innen zu wenden und zu erden, mich mit meinen grundlegenden Überzeugungen und meiner Einstellung zum Leben zu beschäftigen und zu schauen, ob sie für mich noch stimmig sind. Es wäre gut, mit meinem Unterbewusstsein zu arbeiten und zu ergründen, wo ich mich auf meinem Weg ins Glück immer wieder selbst boykottiere. In der Ruhe liegt die Kraft. Wie jeder Mensch besitze auch ich Heilkräfte, derer ich mir bewusst werden darf. Sie können aber nur wirken, wenn ich es ihnen gestatte und ihnen den entsprechenden Raum gebe. Rückzug und Innenschau sind jetzt angesagt.
Offen gestanden fühle ich mich durchaus angesprochen. Vielleicht ist ja auch genau das die Botschaft, welche das Murmelchen aus Punxutawney dem Zyniker und Menschenfeind Phil Connors (brillant gespielt von Bill Murray) übermitteln wollte.
Lebenslichter 23.11.2020, 19.37 | (0/0) Kommentare | PL