Ausgewählter Beitrag
"Wahr sind nur die Erinnerungen,
die wir in uns tragen,
die Träume, die wir spinnen
und die Sehnsüchte, die uns treiben.
Damit wollen wir uns bescheiden."
Sicher kennen viele von Ihnen diesen Satz von Heinz Rühmann am Ende der 'Feuerzangenbowle'. Mit
Erinnerungen hat es eine ganz eigene Bewandtnis: Sie kommen selten in
zeitlicher Abfolge und meistens dann, wenn wir eigentlich an etwas ganz anderes
denken. Man betrachtet einen Gegenstand oder ein Foto, hört ein spezielles Lied
oder liest einen bestimmten Satz – schon sind sie da, die Bilder aus der
Vergangenheit und setzen sich nach und nach zusammen wie ein Mosaik.
So ergeht es mir mit unseren Hunden. Zurzeit erinnert mich Wendy
gerade immer mehr an unser SCHNUPPCHEN, meine kleine Schwarze. Nicht äußerlich,
da haben sie – abgesehen von der Fellfarbe - nur wenig gemeinsam. Wendy ist ein
Labradormischling, und Schnuppe war ein Spitz mit noch etwas dabei (was genau,
das hat nur ihre Mutter gewusst). Aber je älter Wendy wird, desto anhänglicher
wird sie. In erster Linie ist sie ohnehin Frauchens Hund; Barny dagegen hat
sein Herz mehr an den besten aller Ehemänner verloren. Wendys genaues Alter
kennen wir nicht; als wir sie letztes Jahr im Mai zu uns holten, wurde sie auf
elf bis zwölf Jahre geschätzt. Inzwischen sieht sie nicht mehr allzu gut und
hört auch schon ein bisschen schwer. Ich diene ihr sozusagen als Orientierungshilfe,
entsprechend klebt sie an mir. Genau wie damals mein Schnuppchen…
...die es eigentlich gar nicht werden sollte, ich hatte eine ganz andere Hündin im Sinn. Meine
über alles geliebte Schäferhündin Bella war gerade gestorben. Wir
mussten sie einschläfern lassen, weil sie einen Milztumor hatte und bereits
voller Metastasen war. Mittags lag sie noch in der offenen Haustür und
beobachtete, was draußen vor sich ging. Ich habe lange bei ihr gesessen, sie
gestreichelt und mich für ihre Liebe und Treue bedankt. (Immerhin hat sie uns
dreizehn Jahre lang begleitet, sie war erst zehn Monate alt, als wir sie aus
dem Tierheim holten.) Sie sah mich an und wedelte ganz leicht mit dem Schwanz,
für mehr reichte ihre Kraft nicht aus. Aber ich bin sicher, sie hat jedes Wort
verstanden. Abends kam dann die Tierärztin und hat sie erlöst. Dann holte der
Tierbestatter sie ab, und zehn Minuten später saß ich am Computer, um auf der
Tierheimseite nach einer neuen Hündin Ausschau zu halten. Mancher mag darüber
entsetzt sein und mich für herzlos halten. Viele, deren geliebtes Tier
gestorben ist, sagen auch, vorerst kann ich keinen anderen Hund um mich haben,
mein Liebling würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihm so schnell einen
Nachfolger gebe.
Wir sahen – und sehen das anders. Dazu muss man wissen, dass unsere Hunde ausnahmslos aus Tierheimen kamen.
Es kommt für uns nicht in Frage, zu einem Züchter zu gehen, solange die Heime
voll sind von Hunden, die sehnsüchtig auf ein liebevolles Zuhause warten. Warum
sollte einer dort auch nur einen Tag länger als nötig einsitzen müssen, während
anderswo gerade ein schöner Platz frei geworden ist? Und wir nehmen dem Hund,
der vorausgegangen ist, nichts weg, wenn wir einem anderen die Chance auf ein
ebenso glückliches Leben bieten, wie er oder sie es hatte. Aber das entscheidet
jeder für sich. Außerdem war da auch noch unser lieber, alter Charly, der an
eine Gefährtin gewöhnt war und seine letzten Monate nicht allein verleben
sollte.
So, nun habe ich mich gründlich verplaudert und werde, bevor es zu langatmig wird, lieber ein anderes Mal weiterschreiben. Nur noch so viel: Aus anfänglicher Enttäuschung darüber, dass mein Traumhund nicht zu haben war, wurde eine große, kaum zu beschreibende Liebe, die leider nur gute neun Monate dauerte. In diese Zeit fielen auch meine Konzertreisen zum Schlagerduo Brunner und Brunner. Jetzt plaudere ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen: In Charly, den älteren der beiden Brüder, war ich damals unsterblich verliebt. Ja, das passiert einem auch noch, wenn man schon über 50 ist! Das heißt, als es mich erwischte, war ich erst 48, gehörte also noch zur 'Zielgruppe'. Es war eine sehr intensive und ziemlich verrückte Zeit. Und was sagte der Beste dazu? Auch darüber beim nächsten Mal mehr.
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Verlassen in einer eisigen Welt
Lebenslichter 08.11.2024, 18.06
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