Ausgewählter Beitrag
Ich erinnere
mich, als wir unsere Familienpension hatten, schliefen einige der Gäste in den
ersten Nächten sehr schlecht. Nicht wegen knarrender Bettgestelle oder zu
harter Matratzen, sondern wegen der für sie ungewohnten Stille. Die Menschen
kamen aus anderen Großstädten zu uns, und der vertraute Straßenlärm, der sie zu
Hause in den Schlaf sang, fehlte ihnen hier.
Tatsächlich
herrscht bei uns besonders nachts eine himmlische Ruhe, obwohl wir kaum
zweihundert Meter Luftlinie von der Autobahn entfernt liegen. Der Wald
verschluckt fast sämtliche Geräusche. Nur manchmal, wenn der Wind ungünstig
steht, hören wir die Bremsen der Lkws. Das klingt dann so ähnlich wie das Tuten
einer Schiffssirene. Ansonsten, wie gesagt, nahezu klösterliche Stille.
Das gilt
allerdings nur für draußen. In unserem Schlafzimmer geht es um so
geräuschvoller zu. Wir schlafen hier zu fünft: zwei Menschen und drei Hunde,
jeder mehr oder weniger lautstark. Außer mir natürlich, wenngleich der Beste
das Gegenteil beteuert. Seltsamerweise stört mich ausschließlich s e i n
Geschnarche; dabei ist das höchstens ein müder Abglanz dessen, was sein
Schwiegerpapa von sich gab: Der konnte nämlich mühelos in einer einzigen Nacht
ganze Urwälder roden!
Bei den Hunden
dagegen finde ich es anheimelnd und gemütlich. Nelly zum Beispiel grunzt und
schmatzt im Schlaf wie ein Schweinchen, oder sie singt kleine Lieder. Zwar
verfehlt sie dabei regelmäßig das hohe C; trotzdem hört es sich niedlich an.
Barny ist
nachts immer ein bisschen kurzatmig, so als wäre er zu schnell gelaufen. Das
liegt an seinem Altersherzen, ist aber Gott sei Dank nicht besorgniserregend.
Wir haben ihn ja mit entsprechenden Medikamenten gut eingestellt. Manchmal wird
es schlagartig still in seinem Bettchen. Dann stehe ich auf und sehe nach, ob
er noch atmet. Hin und wieder verbellt er im Traum eine Katze oder einen
anderen Hund. Außerdem hält er sich gern mit der Pfote ein Nasenloch zu. Dann
schnorchelt er, als hätte er eine verstopfte Nase.
Woody pfeift,
wenn er schläft, wie ein alter Teekessel. Zwischendurch schnarcht er, dass die
Wände wackeln; und wenn er im Traum erst mal zu rennen beginnt, dann bebt der
Fußboden unter ihm.
Das alles hält mich oft stundenlang wach, aber um nichts auf der Welt möchte ich es missen. So viel weiß ich jetzt schon: Sollten die Geräusche irgendwann verstummen (was leider unausweichlich ist), dann werde ich sicher mehr als nur ein paar Nächte sehr schlecht schlafen. Wegen der für mich ungewohnten Stille...
************************
************************
Eine Bitte, die mir aus der Seele spricht:
Lebenslichter 04.11.2024, 18.47
Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden