Hallo, mein Barnybärchen! (6. Juni 2015)
Unverhofft kommt oft, davon können wir alle hier ein Lied mit vielen
Strophen singen! Eigentlich war Deine Zahn – OP ja erst für nächste Woche
angesetzt; aber wie heißt es noch: Wer vorher plant, muss doppelt planen. Am
Donnerstag wolltest Du lieber neben Deinem gefüllten Napf verhungern, als nur
einen einzigen Happen fressen. Du hattest offensichtlich große Schmerzen. Also
rief ich kurz entschlossen bei der Tierärztin an, und sie sagte: „Gut, dann
machen wir es morgen früh.“ Da hatten wir Glück, denn ursprünglich stand schon
ein anderer Termin auf ihrem Kalender, den sie aber verschoben hatte – warum,
das wusste sie selbst nicht mehr genau. Es sollte wohl so sein.
Die Operation war kein
Zuckerschlecken, und Frau K.
leistete Schwerstarbeit. Über eine Dreiviertelstunde lang fuhrwerkte sie in
Deinem Mäulchen herum, die Narkose musste zweimal vertieft werden. Die eine
Zahnwurzel steckte so „festgemauert in der Erden“, dass sie nur in Einzelteilen
regelrecht heraus gemeißelt werden konnte. Ein Stückchen blieb trotzdem drin,
aber Frau K. versicherte uns, dass es keinen Schaden mehr anrichten würde. Um
es zu entfernen, hätte sie die Narkose ein weiteres Mal verlängern müssen. Das
mochte sie nicht riskieren, denn Dein Blutdruck war so niedrig, dass sie schon
Probleme hatte, eine Vene zu finden, um die Braunüle zu legen. So stellte sich
ganz nebenbei heraus, dass Dein Herz nicht mehr das kräftigste und wohl auch
schon ein bisschen ausgeleiert ist. Eigentlich wäre es dafür bei einem Hund von
sieben bis acht Jahren zu früh, aber wir kennen ja Deine Vorgeschichte nicht.
Wenn Du Dich von dem Eingriff erholt hast, werden wir eine
Ultraschalluntersuchung machen, danach wissen wir mehr. Zum Glück lässt sich so
etwas gut behandeln und mit den passenden Medikamenten kannst Du steinalt
werden.
Um elf Uhr durften wir Dich abholen. Da wusstest Du schon wieder, wer wir waren und freutest Dich, uns zu sehen. Allerdings warst Du noch recht wackelig auf den Beinchen und knicktest immer wieder ein, darum trug Herrchen Dich vorsichtshalber ins Auto. Kaum zu Hause angekommen, wurde Dir schlecht. Die Tierärztin hatte uns vorgewarnt, dass das als Folge der Narkose passieren könne. Ich wunderte mich allerdings, was da alles zutage kam. Der Menge nach hättest Du nämlich mindestens ein Bernhardiner sein müssen!
In den nächsten Stunden schliefst Du erst einmal Deinen Rausch aus, und gegen Abend warst Du fast wieder der Alte. Dein Magen meldete Hunger, das gabst Du mir deutlich zu verstehen. Gedünstete Hähnchenleber, mikrofein zerkleinert mit Reis war genau das richtige Menü für einen Zahnkranken. Du verspeistest es mit größtem Behagen - so genüsslich hatten wir Dich lange nicht mehr futtern gesehen!
Ich staune immer wieder, wie hart im Nehmen Ihr Hunde seid. Beim Julchen verhielt es sich ebenso. Der Ärmsten wurden ja gleich sechs Zähne auf einmal ausgerupft. Na und? Hinterher ein paar Stunden ratzen, einmal kräftig schütteln und die Angelegenheit war so gut wie vergessen. Dagegen würde unsereiner noch tagelang jammern, sich die Backe halten und sich mit Schmerztabletten dopen.
Heute ging es dann zur Nachkontrolle. Die Tierärztin zeigte sich recht zufrieden; nur an einer kleinen Stelle war die Wundnaht aufgegangen, aber in ein paar Tagen wird auch das verheilt sein. Du bekommst jetzt ein Antibiotikum, damit sich die Knochenhaut vom Kiefer nicht entzündet, und bald kannst Du wieder Deine geliebten Beefsticks kauen.
Hast Dich tapfer geschlagen, mein Kleiner, wir sind mächtig stolz auf Dich. Hoffentlich war es das erst einmal für lange, lange Zeit. Wir lieben Dich von ganzem Herzen!
Dein sehr erleichtertes Frauchen
Ihr werdet sehen,
bald kann ich wieder genüsslich kauen!
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FORTUNA
Zwingernummer B 147
Anfang 2018 war es, als Fortunas Schicksal besiegelt wurde und sie ins Shelter Kozhuhovo kam. Niemand weiß, warum und wie ihr Leben zuvor ausgesehen hat, denn sie war – wie so viele andere auch – ein Fundtier auf den Straßen Moskaus.
Im tiefsten russischen Winter also schlossen sich die Tore des Shelters hinter Fortunas Rücken und gingen seither nicht mehr für sie auf.
Fortuna ist
eine überaus freundliche Hündin, die jede Streicheleinheit ihrer Betreuer
genießt und wo immer möglich deren Nähe sucht. Leider ist ihr viel zu wenig
Zeit mit ihnen vergönnt. Schließen die Betreuer die Zwingertür nach einer
kurzen Stunde des Glücks, dann fügt Fortuna sich in ihr trauriges Schicksal:
Nun muss sie wieder eine endlos lange Woche warten – verloren und allein in der
kalten, lieblosen Shelterwelt, in der nur ihr Schatten ihr Gesellschaft
leistet.
Ihr so hoffnungsvoll klingender Name hat ihr leider kein Glück gebracht: Besucher sind an ihrem Zwinger bis heute nicht stehen geblieben. Schließlich ist Fortuna nur einer von ungezählten großen Mischlingshunden, die nicht in die zumeist winzigen Morskauer Stadtwohnungen passen. Darum wünschen wir uns, dass sie hier von ihrem Menschen gesehen wird, der sie aus der Einsamkeit befreit und dem sanftmütigen Hundemädchen ein neues Leben mit viel Liebe und einem eigenen Körbchen schenkt.
Fortuna ist eine ca. 60 cm große (Schulterhöhe) Mischlingshündin, die ca. 2012 geboren wurde. Sie ist kastriert, gechipt und geimpft und könnte schon bald in ihr neues Leben reisen. Fortuna geht brav an der Leine. Menschen gegenüber verhält sie sich freundlich und liebt deren Gesellschaft. Mit den anderen Hunden kommt sie bestens aus, daher darf in ihrem neuen Zuhause gern schon ein netter Artgenosse leben. Ob Fortuna sich mit Katzen verstehen würde und wie sie auf kleine Kinder reagiert, können wir leider nicht mit Gewissheit sagen.
Bitte haben
Sie auch Verständnis dafür, dass wir für Fortuna ausschließlich eine Endstelle
suchen.
Lebenslichter 16.11.2024, 15.37| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: TIERLIEBE - GELIEBTE TIERE