Tag: Grenze
Liebe Familie D.!
Hoffentlich geht es Ihnen und den Hunden gut, und die Grippewelle hat Sie nicht
auch erwischt. Um mich herum sind alle am Husten und Schniefen, ich selbst kann
mir eine Krankheit gar nicht erlauben und bin glücklicherweise noch kerngesund!
Vorige Woche tauchte hier im Ort morgens noch im Dunkeln ein panischer Hund auf, der noch eine Leine hinter sich herzog. Spät abends wurde ich dann informiert, dass er auf dem Friedhof rumlaufe. Da es keinen Sinn hatte, ihn nun im Dunkeln aufzuscheuchen und eventuell zu verjagen, habe ich direkte Anwohner dort gebeten, dass sie regelmäßig Futter hinstellen, damit er erst mal weßs, wo er was zu fressen findet und somit nicht wieder abwandert. Nachts habe ich dann tatsächlich im Internet bei TASSO einen Hund entdeckt, der mitsamt Leine am 9.2. in Oranienburg entlaufen war.
So wurde am nächsten Tag der sehr nette Besitzer angerufen, der den Hund selbst erst vor 10 Tagen aus dem Berliner Tierheim geholt hatte. Noch am Nachmittag kam er dann und hat sehr gut stinkendes Futter mitgebracht - und tatsächlich wurde der Hund (immer nur im Dunkeln) wieder gesehen!
Und dann kam die große Kälte und ich konnte nicht mehr schlafen bei der
Vorstellung, dass der arme Kerl dort ohne jeglichen Schutz draussen war!
Normalerweise wartet man ja einige Tage, ehe man eine Hundefalle aufstellt, um
den Hund nicht zu vertreiben, aber hier war wirklich Eile angesagt. So haben
die Besitzer einen Fachmann engagiert, der am Sonntag eine Falle
aufgestellt hat. Der Hund hat wohl von weitem die Aktion beobachtet - und der
Besitzer hatte wunderbar duftendes Eisbein mitgebracht. Jedenfalls war das
Eisbein kaum in der Falle und die Leute hatten sich entfernt, war der Hund
innerhalb von 5 Minuten drin und in Sicherheit!!!!!!!
Und hier bei meinen Hunden? Der liebe Toby ist ja mittlerweile operiert und
alles verläuft ganz gut, er benutzt das Beinchen immer öfter. Leider haben sich
bisher nur unpassende Bewerber für ihn interessiert, aber er soll ja ein
wirklich gutes Zuhause bekommen! Ich finde die Vorstellung, dass ein Hund ja
nicht alleine entscheiden kann, wohin er vermittelt wird, so bedrückend. Immer
die Frage, wird er sich dort wohl fühlen, sind es wirklich die Richtigen? Am liebsten würde ich hier so eine Art Gnadenhof
aufmachen (darf ich ja aber nicht, weil es Wohngebiet ist) und dann nur noch
Hunde aufnehmen, die bis zum Ende hierbleiben. So wäre man wenigstens diese
riesige Verantwortung beim Vermitteln los.
Gestern bekam ich nun einen Anruf von einer
Tierschutzkollegin: In Polen an der Grenze zur Ukraine sind zurzeit minus 29
Grad! Und dort ist ein Tierheim mit 3500 (!!!) Hunden. Es gibt keine Hütten und
nur zweimal die Woche werden Schlachtabfälle in die Zwinger geschmissen! Wie
viele mittlerweile durch die Kälte gestorben sind, ist unklar. Nun werde
ich am Samstag auch noch 2 weitere von dort aufnehmen - obwohl ich eigentlich
voll bin...Ich hoffe, dann irgendwie andere Unterbringungsmöglichkeiten für sie
zu finden und werde einige Tierheime fragen, wichtig ist nur, dass heute
entschieden wurde, dass 2 mehr dort raus kommen....
Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, die Zahl der Hunde zu reduzieren, aber
das wird wohl erst mal Illusion bleiben!
So, jetzt haben Sie mal wieder einige Neuigkeiten erfahren - und ich muss
gleich wieder raus in die Kälte zum nächsten Gassigang!
Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre großzügige Unterstützung, ohne die
vieles hier gar nicht möglich wäre und sende ganz liebe Grüße.
Evelyn T. (und natürlich die Hunde)
Lebenslichter 03.03.2024, 18.55 | (0/0) Kommentare | PL