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Einmal im Jahr

...wenn ich Geburtstag habe, lassen wir die Sau, vielmehr den Hund raus. Ansonsten bemühen wir uns, rücksichtsvoll zu sein und ich glaube, es kann sich wirklich niemand über uns beklagen. Die Nachbarn haben ja, wenn überhaupt, meistens nur einen Hund, mit mehr als zweien giltst du da schon als exotisch oder dekadent. Zum Glück fiel mein Geburtstag im vergangenen Jahr auf einen Sonnabend, es war also eigentlich ein Werktag, da konnte keiner was sagen. Pünktlich um 22 Uhr zur 'Sperrstunde* kehrte dann ja auch wieder Ruhe ein. 

Neunzehn Zwei- sowie elf Vierbeiner waren eingeladen, und alle kamen. Die meisten kannten sich vom Gassi gehen, da gab es keinerlei Probleme.

Mittags um eins ging die Party los und dauerte bis abends um zehn. Die Hunde spielten Einkriegezeck durch den Garten, vergnügten sich auf dem Parcours oder im Pool. Der wurde nicht nur zum Planschen, sondern auch als gigantischer Trinknapf genutzt und musste alle halbe Stunde aufgefüllt werden. Dass sie dabei ihren Spaß hatten, war nicht zu überhören, es wurde gequietscht und gekläfft in sämtlichen Ton- und Stimmlagen.

Für die Tiere gab es ein eigenes Buffet. Mit Rücksicht auf Barny, der wegen seiner IBD nicht alles futtern darf, bestand es aus exotischen Fleischsorten sowie veganen und getreidefreien Leckerlis. Es wurde bis zum letzten Krümel abgeräumt und Rikas Frauchen meinte, na hoffentlich schmeckt ihr jetzt zu Hause noch ihr normales Futter.

Anscheinend hatten alle nur auf das Stichwort gewartet, denn augenblicklich befanden wir uns mittendrin in einer heißen Diskussion über die richtige Hundeernährung. Als dienstälteste Hundlerin hatte ich so einiges beizutragen, und irgendwann sagte jemand, hör mal, du mit deinen Erlebnissen und deiner Erfahrung solltest du wirklich ein Buch schreiben. Einen Ratgeber für Hundefreunde, sowas in der Art. Bestimmt könntest du den Leuten allerlei nützliche und hilfreiche Tipps geben!

Ja, das könnte ich, tue ich aber nicht. Einerseits, weil man meistens doch nur tauben Ohren predigt. Da kann man noch so viel erzählen und erklären, sich den Mund fransig reden – am Ende macht doch jeder das, was er will und für richtig hält.

Das perfekte Beispiel sind unsere Nachbarn von schräg gegenüber. Als vor anderthalb Jahren Max, ihr Westhighland-Terrier, starb, wollten sie eigentlich keinen Hund mehr. Sie waren beide über siebzig, in dem Alter weiß man ja nie. Wenn da was passiert, wer kümmert sich dann um das Tier? Nach einer gewissen Zeit wünschten sie sich dann aber doch wieder einen neuen Hausgenossen. Ich schlug vor, gemeinsam ins Tierheim zu fahren. Dort fänden wir sicher einen netten Hund, der im Alter zu ihnen passt und zusammen mit ihnen einen schönen Lebensabend verbringen könnte. Ich redete mit Engelszungen und pries die Vorzüge eines gebrauchten Hundesenioren in den höchsten Tönen.

Sie schienen nicht abgeneigt, wollten es sich überlegen und ich freute mich schon. Zu früh, denn ein paar Wochen später kamen sie mit einem Westhigland-Terrierwelpen an. Empört berichteten sie, dass es erst im zweiten Anlauf geklappt hätte, weil der erste Züchter ihnen aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keinen Welpen mehr hatte verkaufen wollen. Da hatte der Mann doch vollkommen recht, sagte ich. Seitdem ist unser Verhältnis ein wenig abgekühlt.

Andererseits, weil die Welt keinen weiteren Hunderatgeber braucht. Die sprießen seit Jahren wie Pilze aus dem Boden, in Bibliotheken füllen sie meterlange Regale, auch das Internet quillt über davon. Dabei haben sie alle ein gemeinsames Manko: Sie sind in der Regel sehr allgemein gehalten. Man erfährt, wie man den Hund am besten ernährt, am sinnvollsten beschäftigt und am erfolgreichsten erzieht.

DEN Hund gibt es aber nicht; glücklicherweise, möchte ich sagen. Hunde sind Individualisten, keiner gleicht fellgenau dem anderen – ebenso wie kein Mensch aufs Haar dem anderen gleicht. Das gilt für Rassehunde, die zwar nach bestimmten Standards gezüchtet werden und dementsprechend eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweisen. Doppelt gilt es für gebrauchte Hunde und solche mit Migrationshintergrund. (Früher sagte man schlicht Auslands- oder Tierschutzhunde dazu).

Der Secondhandhund aus dem deutschen Tierschutz hat dabei einen leichten Heimvorteil. Du erfährst, wenn es gut läuft, wenigstens ein paar rudimentäre Einzelheiten aus seinem Vorleben. Daraus kannst du dann zumindest ansatzweise auf seinen Charakter schließen und entscheiden, ob er eventuell zu dir passt. Vor Überraschungen bist du trotzdem nie sicher; erst recht nicht beim rumänischen Straßenhund, der über lange Zeit sein Dasein in einer der Shelterhöllen fristen musste, dem Ex-Häftling aus den italienischen Canili oder der spanischen Perrera. Hier beginnst du quasi bei Null.

Wir sind mit unseren Regenbogenkindern Pit, Ajax 1, Ajax 2, Troll, Holly, Molly, Bella, Charly, Schnuppchen, Karlchen, Wendy I, Julchen, Bobby I und Barny, Woody, Lily, Wendy II und Ruby, sowie unseren -Gott sei Dank! - noch quicklebendigen Wegbegleitern Nelly, Bobby 2, Daisy, Jiny, Benny, Marny, Blacky und Lyly fünfundsechzig Jahre lang durch eine gute Schule gegangen. Mittlerweile sind wir ungefähr beim Kleinen Latinum angekommen und ich gebe unsere Erfahrungen gerne weiter. Wenn der eine oder die andere für den eigenen Liebling davon profitieren kann, soll mich das freuen. Na dann…!


Lebenslichter 18.03.2024, 17.52

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Wenn du nicht mit ihnen sprichst,
dann werdet ihr euch nie kennenlernen.
Was du nicht kennst, fürchtest du.
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