Tagchen, ich bin´s mal wieder. Hatte ich schon erwähnt dass hier in meiner
Gegend die allerschönsten Mädchen weit und breit wohnen? Ehrlich, von so was
können die meisten andernorts nur träumen. Es gibt Blonde, Braune und Schwarze;
mit Locken, kraushaarig oder glatt. In allen Rassen und Größen – eine hübscher
als die andere. Wie soll hund sich da bloß entscheiden? Na ja, was mich angeht,
habe ich meine Wahl getroffen: Die Niedlichste überhaupt ist und bleibt EMMY,
sie habe ich am liebsten (außer Wendy natürlich, das ist klar). Emmy ist ein
Retriever-Mischlingsmädchen, mit wunderschönen hell- bis mittelblonden Löckchen
und den seelenvollsten Augen von der Welt. Eigentlich ist Emmy sehr schüchtern
und guckt immer ganz verlegen zur Seite, wenn wir uns treffen. Aber sie wedelt
mit dem Schwänzchen, was heißen soll, dass sie sich freut, mich zu sehen.
Unsere Frauchen verstehen sich gut, und die gemeinsamen Spaziergänge sind für
uns Hunde jedes Mal ein Fest.
Treue lautet Emmys zweiter Vorname,
wenigstens dachte ich das bis vor kurzem. Aber dann war plötzlich alles anders,
sie tat, als würde sie mich gar nicht kennen, und schüchtern konnte man sie
weiß Gott auch nicht mehr nennen. Emmy war heiß. Das hatte aber nichts mit dem
Wetter zu tun, obwohl es draußen zu der Zeit wie in den Tropen war und alle um
die Wette schwitzten. Nein, mein Frauchen sagte, sie (also Emmy) wäre läufig,
und das konnte man ruhig wörtlich nehmen. Wenn ihr Frauchen nämlich nicht
höllisch aufgepasst hat, ist sie ausgebüxt und jedem Köter hinterher gelaufen,
egal ob der nun hübsch oder hässlich war. Auf einmal fand sie sogar den doofen
Pepper toll, der sonst Luft für sie ist und den sie normalerweise nicht mal mit
der Kneifzange anpacken würde. Er war auch ziemlich scharf auf sie; na ja, wie
der Name schon sagt. Bloß mich hat sie kaum noch angeguckt. Also, nicht dass
ich richtig eifersüchtig gewesen wäre, ich fand sie auch gar nicht so viel
anders als sonst. Das liegt wohl daran, dass ich damals in dem polnischen
Tierheim kastriert wurde, irgendwie habe ich das mit der Liebe anscheinend
vergessen. Aber es machte mich doch traurig. Ich meine, vielleicht bin ich ja
nur noch ein halber Mann, aber trotzdem immer noch ein ganzer Kerl!
Dann fuhr Emmy mit ihrer Familie für zwei Wochen weg, und ich konnte nur
hoffen, dass, wenn sie zurück kommt, alles wieder beim Alten ist. Wie mein
Frauchen meinte: "Ewige Liebe vergeht, aber wahre Freundschaft besteht." Es
hieß also abwarten und Knochen kauen! Und was soll ich Euch erzählen – als Emmy
wiederkam, war sie wie früher: Lieb, schüchtern und noch immer ein bisschen
verlegen. Mann, war ich froh! Das mit der Hitze hat sich in Zukunft auch
erledigt, Emmy wurde nämlich vorige Woche ebenfalls kastriert. Seit gestern ist
sie diesen lästigen Plastikkragen los, und wir können wieder zusammen spielen,
als ob da nie was gewesen wäre. Und das Schönste ist, heute Mittag haben wir im
Wald Pepper getroffen. Der Blödmann dachte sich wohl, mal sehen, vielleicht
geht da ja doch noch was. Ich wollte ihm schon zeigen, wo das Stöckchen hängt,
aber das war gar nicht nötig. Emmy lief einfach an ihm vorbei, präsentierte ihm
kurz ihren niedlichen Südpol, und Leute, das war´s. Ich bin wieder ihre Nummer
Eins, (wenn auch nur platonisch, wie Frauchen das nennt), und das Leben ist ja
sowas von schön!
Macht´s gut, Nachbarn!
Ihr/Euer Barny
Nö, das sind nicht unsere -
obwohl sie es sein könnten,
so niedlich wie sie sind!