Tag:
So. Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen. Keine Sorge, ich will es nicht gewaltsam beenden; nicht vor der Zeit, nicht solange ich zu etwas nütze bin und irgendetwas bewirken kann. Aber ich werde mich so weit wie irgend möglich von den Menschen zurückziehen und Kontakte auf das Allernotwendigste beschränken.
Wenn ich ehrlich bin, konnte ich mit Menschen noch nie viel anfangen; und das, obwohl ich von Berufs wegen dreißig Jahre lang tagtäglich rund um die Uhr mit ihnen zu tun hatte. Zwar war ich immer höflich, freundlich und habe geholfen, wo es nötig war. Das tue ich heute noch und werde es auch in Zukunft tun. Trotzdem habe ich mich in menschlicher Gesellschaft, von einem oder zwei Dutzend Ausnahmen abgesehen, nie besonders wohl gefühlt.
Das war schon in der Schule so. Andere Kinder flößten mir Angst und Widerwillen ein (vielleicht wurde ich deswegen gemobbt, früher sagte man einfach "„ärgern" dazu). Lieber habe ich gelesen und mich mit unseren Haustieren beschäftigt. Ebenso habe ich nie dauerhafte Freundschaften geschlossen. Freundschaften muss man pflegen. Das kostet Zeit und die war es mir nicht wert.
Und warum jetzt dieser entschiedene Schlussstrich? Weil ich sehe, was wir, die selbsternannte Krone der Schöpfung, auf unserer Mutter Erde anrichten. Wir verwüsten sie, brennen gnadenlos alles nieder und vernichten, was unserer Habgier und Selbstsucht im Wege steht. Egal wohin man kommt, überall werden unsere Mitgeschöpfe ausgebeutet, geschunden und aus Profitgier oder einfach so zum reinen Vergnügen misshandelt, gequält und ermordet. Auch bei uns ist es um den Tierschutz schlecht bestellt; nur findet hierzulande das meiste hinter verschlossenen Türen und nicht so offensichtlich statt wie anderswo.
Ich sehe Bilder und Videos von Straßenhunden in der Türkei: freundliche, zutrauliche Hunde, die keiner Menschenseele etwas zuleide tun, die aber jetzt, nachdem das türkische Parlament das neue Gesetz verabschiedet hat, in Massen brutal eingefangen und grausam umgebracht werden.
Ich weiß von Tausenden Straßenhunden in Rumänien, die in sogenannten Killsheltern unter erbärmlichsten Bedingungen ihr Dasein fristen müssen und die, wenn sie nicht nach einer Frist von wenigen Wochen ausgelöst werden, einen qualvollen Tod durch Erschlagen, Vergiften oder Verbrennen bei lebendigem Leibe erdulden müssen. In vielen anderen Ländern ist es dasselbe Bild. Und wenn ich daran denke, was dort, wo Menschen gerade wahnwitzige und völlig sinnlose Kriege gegeneinander geführen, unter den Trümmern an unschuldigen Seelen – Hunden, Katzen, Vögeln, Wild- und sogenannten Nutztieren – verschüttet und begraben liegt, was bei den verheerenden, menschengemachten Waldbränden elend zugrunde geht, möchte ich schreien vor Wut und empfinde körperlichen Schmerz. Nichts von alledem wird in den Medien auch nur mit einer Silbe erwähnt. Es sind ja bloß Tiere. Das ist keine Welt mehr, mit der ich zu tun haben möchte.
Nun bich ich keineswegs frei von Schuld. Jahrzehntelang habe ich Fleisch gegessen (meine Mutter war eine Meisterköchin; ihre Rouladen und ihr Sauerbraten hätten jedem Sterneresaturant zur Ehre gereicht), hab Lederschuhe getragen und Kosmetika benutzt, ohne zu fragen, ob sie vegan und tierversuchsfrei hergestellt wurden und noch einiges mehr. Das geschah nicht aus Mutwillen, sondern eher aus Unkenntnis oder Gedankenlosigkeit – was absolut keine Entschuldigung sein soll – oder weil man halt so erzogen war. Die Eltern haben es vorgelebt, sie wussten es selbst nicht besser.
Ich möchte die Zeit, die mir noch bleibt, dazu nutzen, um wenigstens einen Teil meiner Schuld abzutragen. Von jetzt an will ich mit jedem Gedanken, den ich denke, mit jedem Satz, den ich formuliere, jedem Wort das ich schreibe und besonders mit meinen Handlungen, unsere tierischen Brüder und Schwestern ehren. Denn das sind sie, der Unterschied zwischen ihnen und uns ist nur ein gradueller, kein prinzipieller. Sie haben Seelen wie wir, empfinden Freude und Schmerzen wie wir. Es wird Zeit, dass wir das endlich begreifen.
Jeder mag für sich entscheiden, ob er meine Ideen teilt, sich ihnen anschließt oder nicht. Ich will nicht mehr um jeden Preis gefallen und schreibe fortan, was ich fühle und wie mir der Schnabel gewachsen ist – natürlich ohne dabei jemanden zu beschimpfen oder zu beleidigen. Ich bin ich und das ist gut so. Immerhin habe ich sechzig Jahre gebraucht, um das zu verstehen.
Lebenslichter 10.03.2025, 19.57 | (0/0) Kommentare | PL
Lebenslichter 05.03.2025, 15.57 | (0/0) Kommentare | PL
Wenn dir ein Mensch ein Unrecht tut,
und wird es dir zu bunt,
beschimpfst du ihn in Deiner Wut
und nennst ihn einen Hund!
Bedenkst nicht, dass dein treues Tier
nie so sein könnte wie der;
der Name 'Hund' ist, glaube mir,
ein Schimpfwort nimmermehr.
Er dankt für jedes kleinste Stück
und blickt dich an beseelt,
er spricht zu dir mit seinem Blick,
weil ihm die Sprache fehlt.
Erkenn' den Wert, bevor's zu spät,
sei gut zu deinem Tier!
Denn wenn dein Hund zugrunde geht,
hält niemand mehr zu dir.
Ein treues Herz, ein treuer Blick,
das gibt's noch auf der Welt,
denn auch im Schmerz, nicht nur im Glück
ein Wesen zu dir hält.
Doch suchst bei Menschen du die Treu,
vergeblich suchst du da aufs Neu.
In Leid und Freud, zu jeder Stund,
hält einer treu zu dir: Dein Hund!
Ein treues Herz, ein treuer Blick,
verloren hab´ ich ihn,
es ging von meinem Herz ein Stück
mit meinem Hund dahin.
Jetzt such' bei Menschen ich die Treu,
vergeblich such ich da aufs Neu.
In Leid und Freud, zu jeder Stund,
war mir nur einer treu: Mein Hund!
(Ernst Arnold)
Lebenslichter 04.03.2025, 21.14 | (0/0) Kommentare | PL
Gebet für die Tiere
O
Gott, erhöre unsere demütige Bitte
für unsere Freunde, die Tiere,
und ganz besonders für die verfolgten Tiere,
für die überlasteten, Hunger leidenden
und für die grausam behandelten Tiere!
Für alle jene armen, in Gefangenschaft befindlichen Geschöpfe,
die mit ihren Flügeln an die Gitterstäbe ihrer Käfige schlagen;
und für diejenigen, die verjagt, verloren
oder in Schrecken und dem Hunger preisgegeben sind,
sowie für jene, die nur um des Profits willen getötet werden sollen.
Wir bitten, Herr, für sie um dein Mitleid und um deine Gnade;
und für diejenigen, denen ihre Pflege obliegt,
bitten wir um ein barmherziges Herz,
weiche Hände und gütige Worte.
Schaffe aus uns, Herr, wahre Freunde unserer Tiere,
mit denen wir den Segen deiner Großmut teilen dürfen.
Amen.
ALBERT
SCHWEITZER

Lebenslichter 03.03.2025, 19.25 | (0/0) Kommentare | PL
Eltern und Nachbarn haben eines gemeinsam: Beide kann man sich nicht aussuchen. Das heißt, bei den Nachbarn ginge das schon. Nur müsste man dann erst eine Zeitlang zur Probe wohnen, bevor man sich endgültig entscheidet, in eine bestimmte Gegend zu ziehen. Vielleicht hat man Glück, und da leben lauter nette Leute: die ein Auge zudrücken, wenn die Jugend ein-, zweimal im Jahr nach zehn Uhr abends noch ein bisschen lauter feiert. Und die nicht gleich mit ihrem Rechtsbeistand anrücken, wenn wir Hunde nachts ab und zu bellen, weil wir etwas Verdächtiges gehört haben. Oft liest man ja fellsträubende Geschichten, zum Beispiel von Gartenzwergmorden und Zoff am Maschendrahtzaun. Oftmals enden solche Streitereien erst vor Gericht, oder wenn einer der Kampfhähne seine Siebensachen packt und sich eine neue Bleibe sucht.
Ich habe auch eine Nachbarin, ein Airedaleterriermädchen namens Suse. Die benimmt sich aber leider gar nicht mädchenhaft, sondern wie eine rüpelige Straßengöre! Sie kann mich nicht ausstehen (das beruht übrigens auf Gegenseitigkeit), und seit ich hier eingezogen bin, hat sie mich auf dem Kieker. Ein anderes Frauchen erzählte neulich, dass Suse in unserem Kiez unbedingt so eine Art Bandenchefin sein und den Ton angeben will. Von mir aus soll sie, ich möchte in Frieden leben und lege es nicht auf ein Kräftemessen an. Bloß kriegt die dumme Suse das nicht ihren eckigen Kopf, da hat sie, scheint´s, nur Hundekuchen drin. Sobald wir uns treffen, stürzt sie sich wie eine Furie auf mich und beginnt eine wüste Rauferei. Zwar beißt sie nicht richtig zu, schnappt nur in die Luft, schmeißt sich auf mich und spektakelt herum wie eine Irre. Ich wehre mich natürlich so gut ich kann, denn ich habe zwar fürchterliche Angst, aber feige bin ich nicht!
Suses Frauchen ist nicht besonders gut zu Fuß; bis die kommt, haben meine Großen längst eingegriffen. Eigentlich soll man das ja nicht, es kann gefährlich werden, weil der Hund in seiner Wut manchmal nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden kann. Das ist ihnen in dem Moment aber völlig gleich, Herrchen packt die Töle kurzerhand am Schlafittchen oder schubst sie einfach zur Seite. Da sitzt sie dann total belämmert und ist auf einmal mäuschenstill. Ich hocke daneben und zittere am ganzen Körper, für mich bedeutet es puren Stress. Ihrem Frauchen ist das immer sehr peinlich, sie entschuldigt sie jedes Mal in den höchsten Tönen. Und was habe ich davon? Lieber soll sie mit ihrer Halbstarken eine gute Hundeschule besuchen, da können beide eine Menge lernen.
Eins steht auf jeden Fall für mich fest: Ganz gleich, was die dumme Suse sich noch ausdenkt, um mich einzuschüchtern – ich ziehe hier nicht weg!
Also dann, gute Nacht und auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Guck mal, du dumme Suse,
was du mich kannst!
Lebenslichter 02.03.2025, 18.09 | (0/0) Kommentare | PL

Nun bin ich alt,
auf den Straßen ist es bitterkalt.
Kein Heim, keine Liebe,
man will mich nicht,
ich bekomme noch Hiebe.
Kein Dach das mich schützt, keine Decke die mich wärmt,
mein Körper ist ausgelaugt, ich wirke verhärmt.
Kraft mich zu wehren hab´ ich schon lange nicht mehr,
Ich erdulde alles, fällt es mir auch schwer.
Ich friere, hab Hunger und denke nach,
wie es wäre, ein Zuhause zu haben
ohne diese Schmach.
Einmal nur behütet zu Leben,
was würde ich dafür geben!
Der Napf immer voll, wäre das nicht toll?
Meine Knochen sind müde geworden,
Ich weiß es nicht...gibt es ein morgen?
Eisige Kälte in der Nacht,
aus diesem Schlaf bin ich nicht mehr erwacht.
Doch plötzlich ist mir warm ums Herz,
nichts tut mir weh, kein Hunger, kein Schmerz.
Ich bin endlich angekommen.
Dort wo ich jetzt bin, hab´ ich meine Würde zurückbekommen.
Viele Tiere gibt es hier,
viele, die auch lebten wie wir.
Sie nennen es Regenbogenland:
eine Heimat für jeden Streuner, der nie Liebe fand.

Gewidmet allen Straßentieren,
die in diesem Winter draußen (er)frieren mussten
Verfasser: N. SCHRAMM
Lebenslichter 01.03.2025, 18.35 | (0/0) Kommentare | PL
"...bin mit den Engeln fortgeflogen.
Leichte Flügel tragen mich geschwind
auf der Reise hin zum Regenbogen.
Seid nicht traurig, dass ich ging fort,
dass ich schloss die Augenlider.
Bin nun an einem friedlichen Ort,
und irgendwann sehen wir uns wieder."

MARNY, 2010? - bis 29. Januar 2025
Lebenslichter 30.01.2025, 21.21 | (0/0) Kommentare | PL
Ich stecke gerade richtig in der Zwickmühle. Das tut zwar nicht so weh, wie es klingt, ist aber doch sehr unangenehm. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll.
Es geht um folgendes:
Ich lebe ja
erst seit kurzem hier bei meiner Familie. Bisher kenne ich kein normales
Hundedasein, muss alles, was dazu gehört, von der Pieke auf erlernen. Ich bin
mit Feuereifer dabei, und die Großen sind sehr stolz auf mich, denn ich
begreife schnell. Es heißt, ein Lehrer muss selbst die dümmsten Schüler von
Zeit zu Zeit loben, damit sie nicht die Lust verlieren. Das gilt erst recht für
eine kluge Hündin wie mich! Herrchen und Frauchen wissen das und belohnen mich
immer mit einem feinen Leckerli, wenn ich etwas richtig mache. Das spornt an,
denn ich futtere für mein Leben gern. Und wenn eine Sache nicht gleich auf
Anhieb klappt, kriege ich trotzdem ein Häppchen. Barny kassiert ebenfalls
tüchtig ab, er mischt ja überall mit.
Jetzt kommt´s:
Er hat mir im Vertrauen erzählt, dass es nur anfangs so viele Leckerlis gibt.
Sobald ich alle Kommandos kenne und befolge, werden es weniger, bis die Quelle
irgendwann versiegt. Er sagt, zu seiner Zeit als Neuer war das genauso. Damals
hat sich Wendy über die Extrabröckchen gefreut. Sie verstehen mein Problem? Um
noch lange abzusahnen, müsste ich mich möglichst dumm anstellen und recht
begriffsstutzig tun. Das ginge aber entschieden gegen meine Ehre. Schließlich
habe ich einen Ruf zu verlieren, ich bin ja nicht umsonst als blitzgescheites
Mädchen bekannt.
Barny und ich
hielten heimlich Kriegsrat und fanden die Lösung: Ein dritter Hund! Der hätte
dann auch alles neu zu lernen, und es gäbe wieder Häppchen im Überfluss. So
einfach, so genial. Die Sache hat leider einen Haken: Herrchen und Frauchen
möchten keinen weiteren Hund. Das heißt, eigentlich schon. Wenn es nach
Frauchen ginge, hätten sie sogar ihr privates, kleines Tierheim. Aber sie hat
da ein Prinzip: "Zwei Hände zum Streicheln, zwei Hunde", und sie meint, "Drei
sind einer zuviel" sei nicht nur der Titel einer erfolgreichen Fernsehserie,
sondern ein sehr wahrer Satz. Insgeheim gebe ich ihr recht. Mit Barny teile ich
unsere Zweibeiner ja gern, er ist ein prima Kumpel. Aber mit noch einem
Artgenossen? Nein danke! Sie sehen, ich sitze wirklich arg in der Klemme. Was
raten Sie mir?
Also dann, auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 13.01.2025, 20.18 | (0/0) Kommentare | PL
Es war herrlich! Ich tobte wie ein übermütiger Welpe durch den Wald und erkundete das Revier in sämtliche Himmelsrichtungen. Dabei dehnte ich meine Streifzüge immer weiter aus. Hatte ich erst die Witterung eines Kaninchens oder Eichhörnchens in der Nase, stellte ich meine Ohren automatisch auf Durchzug. Dann mochten die Großen noch so viel rufen oder pfeifen, ich sah und hörte nichts mehr. Irgendwann habe ich es wohl auf die Spitze getrieben. Als ich nämlich einmal nach von Frauchen gefühlten zwei Stunden wiederkam (in Echtzeit war ich höchstens fünfzehn Minuten lang weg gewesen), gab es weder Lob noch Leckerli. Frauchen sah mich nur stumm und böse an, nahm mich an die kurze Leine und führte mich wie eine Schwerverbrecherin ab nach Hause. Sie erzählte Herrchen davon, und gemeinsam schmiedeten sie einen perfiden Plan.
Ganz ehrlich, nie hätte ich gedacht, dass sie wegen so einer winzigen Eskapade gleich zu derart unfairen Mitteln greifen würden. Um es kurz zu machen: Sie verpassten mir eine Schleppleine! Das zehn Meter lange Nylonseil wurde an meinem Ranzen festgehakt. Am hinteren Ende gingen Frauchen oder Herrchen und dirigierten das Ding; jedenfalls nahm ich das an. Ich bin ein gescheites Mädchen. Ich sah ein, dass unter diesen Umständen ein Ausbruchversuch sinnlos wäre, und probierte es gar nicht erst. Die Großen waren sehr zufrieden und gratulierten sich zu ihrem genialen Einfall.
Ende gut, alles gut! Wirklich? Das erfahren Sie morgen.
Gute Nacht und auf Wiederlesen.
Haben Sie es
fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 09.01.2025, 16.12 | (0/0) Kommentare | PL
Kinder, wie die Zeit vergeht! Vier Monate lebe ich jetzt in meinem neuen Zuhause und mir kommt es vor, als sei ich schon immer hier gewesen. Meine beiden Menschen sind sehr verständnisvoll und geduldig. Frauchen hat mir „Platz“ und Pfötchen geben beigebracht, mit Herrchen habe ich „bei Fuß“ gehen geübt. Ich besitze eine gute Auffassungsgabe und lerne schnell. Seit drei Wochen darf ich im Wald frei herumlaufen, da machen die Spaziergänge gleich doppelt so viel Spaß. Auf der Straße bleiben wir Hunde natürlich angeleint, das ist einfach sicherer. Wir wohnen zwar in einer äußerst ruhigen Gegend mit nur wenig Autoverkehr, aber verrückte Raser gibt es ja überall. Besonders vor Motorrädern habe ich Angst. Wenn die mit ihrem Höllenlärm an uns vorbreibrettern, mache ich schon mal unvermutet einen Seitensprung.
Mein Rudelkumpel, der blonde Barny, und ich verstehen uns schon richtig gut. Er ist ein feiner Kerl, ich orientiere mich an ihm und er gibt mir Sicherheit. Sonst habe ich noch keine neuen Hundefreundschaften geschlossen. Ich weiche meinen Artgenossen lieber aus und gehe meiner eigenen Wege. Allerdings habe ich eine Lieblingsfeindin, aber die ist ein Kapitel für sich.
Frau T. kam uns schon bald besuchen, so wie sie es versprochen hatte, begrüßte mich herzlich und brachte sogar ein paar Leckerlis mit. Sie sah sich alles genau an, den Garten und das ganze Haus, und schien sehr zufrieden. Ich freute mich natürlich auch, sie zu sehen, war aber nicht weiter betrübt, als sie wieder ging. Inzwischen hatte ich Herrchen und Frauchen ja liebgewonnen und wollte nicht mehr zurück in die Pflegestelle.
So rückt meine traurige Vergangenheit in immer weitere Ferne. Nur manchmal werden schlimme Erinnerungen wach – zum Beispiel gestern. Da wurde morgens im Auslaufgebiet ein Hund vermisst. Es herrschte helle Aufregung, alle fahndeten nach dem Ausreißer. Der war hier nämlich nur zu Besuch und kannte sich im Revier nicht aus. Vermutlich hatte er ein Eichhörnchen, ein Kaninchen oder sogar ein Wildschwein gewittert, die Verfolgung aufgenommen und dabei die Orientierung verloren. Überall im Wald waren Rufe, Schreie und Pfiffe zu hören, wie ich sie von den rumänischen Hundefängern her kenne. Die kamen ja nicht nur in der Stille der Nacht. Manchmal trieben sie uns mit fürchterlichem Krach in die Enge, um uns so leichter einfangen zu können.- Mir war das alles zu viel, ich wollte nur nach Hause. Zum Glück hatte Herrchen ein Einsehen und brach die Runde vorzeitig ab. Wir holten sie mit Frauchen dann später nach.
Es dauert sicher noch eine Weile, bis ich mich ganz an ein normales Hundedasein gewöhnt habe. Aber wir lassen uns Zeit, und jeden Tag gewinne ich ein Stück Selbstvertrauen hinzu. Das Leben kann wunderschön sein!
Also dann, gute Nacht und auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 08.01.2025, 16.07 | (0/0) Kommentare | PL