Tag:
Kurz und froh gesagt: Sie haben mich genommen! Es lief alles ganz leicht. Zugegeben, als Frau T. die Haustür aufmachte und die Beiden hereinließ, bin ich erst einmal erschrocken: So ein großer Mann, mindestens 1,90 m! Sie können sich denken, dass mir ein bisschen bange ums Herz war; bisher hatte ich von Männern ja nichts anderes als Fußtritte und Schläge kennengelernt. Vorsichtshalber legte ich mich vor dem Riesen auf den Rücken und präsentierte ihm mein Bäuchlein. Wenn er nur ein paar Brocken Hündisch konnte, dann würde er diese Demutsgeste schon verstehen. Ich kniff die Augen fest zu und wartete. Es dauerte gar nicht lange, bis er anfing, mir mit den Fingerspitzen vorsichtig die Brust zu kraulen. War das angenehm, von mir aus hätte er ewig weitermachen können!
Doch da hörte ich die Frau sagen: "So, jetzt bin ich aber auch mal dran!" Sie hatte sich bis dahin im Hintergrund gehalten, wohl um zu sehen, wie ich auf den Mann reagierte. Nun holte sie eine große Tüte mit Leckerlis hervor, und es dauerte nur eine Minute, bis wir zwölf uns um sie versammelt hatten. Das heißt nein, wir waren dreizehn, denn sie hatten noch jemanden mitgebracht: Einen hübschen, blonden Hundejungen, der sich wie selbstverständlich zu uns setzte. Ob sie den gegen mich austauschen wollten? Das hätte mir für ihn leidgetan, er gefiel mir nämlich ausgesprochen gut. Aber da irrte ich mich zum Glück.
Nachdem die Tüte mit den Leckereien leer gefuttert war, durften der Blonde und ich uns in aller Ruhe beschnuppern. Das taten wir ausgiebig, drehten gemeinsam ein paar Runden durch den Garten, und im Nu war das Eis zwischen uns gebrochen. Der Rest ist schnell erzählt: Es mussten nur noch einige Formalitäten erledigt und etwas Geld bezahlt werden, dann hieß es Lebewohl sagen zu Frau T. und meinen Pflegegeschwistern. Sie werden verstehen, ein bisschen wehmütig war mir dabei schon zumute. Ich hatte mich hier ja wohl gefühlt, und wer wusste denn, was mich dort draußen erwartete? Frau T. strich mir beim Abschied über den Kopf, wünschte mir viel Glück und versprach, mich bald besuchen zu kommen, um zu sehen, wie ich es getroffen hätte. Zum Dank für alles leckte ich ihr kurz die Hand und fuhr ihr mit der Zunge einmal quer übers Gesicht. Dann stiegen wir zu viert ins Auto, und die Reise in mein neues Leben begann.
Beim nächsten Mal berichte ich Ihnen mehr darüber. Also dann, gute Nacht und auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 07.01.2025, 16.10 | (0/0) Kommentare | PL
Über mein Dasein in Rumänien mag ich gar nicht viel erzählen. Brütende Hitze und klirrende Kälte, auf glühendem Asphalt verbrannte oder am Eis festgefrorene Pfoten; ewiger Hunger, Fressen aus Mülltonnen – falls die Stärkeren in der Gruppe etwas übriggelassen hatten – und ständig auf der Flucht vor den Hundefängern. Mich hatten sie schon erwischt. Zu meinem Glück kamen deutsche Tierschützer, kauften mich frei und brachten mich in ihre Hundeauffangstation. Dort wurde ich kastriert, erhielt meine offiziellen Papiere und durfte endlich ausreisen: Nach Deutschland in ein hoffentlich besseres Leben.
Das alles möchte ich liebend gern möglichst schnell vergessen. Aber Erinnerungen sind hartnäckig. Sie folgen dir überall hin, und die Angst vor grausamen Menschen bleibt. Ich erschrecke immer noch bei lauten Geräuschen, misstraue jedem Fremden, möge er mir noch so freundlich begegnen. Am meisten fürchte ich mich vor dunkel gekleideten Männern. Mein Frauchen (so nenne ich sie inzwischen; bis vor kurzem war sie bloß 'die Frau') wusste das. Sie hatte es in meiner Beschreibung auf der Tierschutzseite gelesen und zu 'dem Mann' (der mittlerweile mein Herrchen ist) gesagt: "Zieh dir am besten helle Kleidung an, wenn wir die Kleine kennenlernen, damit sie keine Angst bekommt." Das war wirklich rücksichtsvoll von ihr. Aber ich habe ja ein feines Gespür und merkte gleich am Geruch, dass er wohl einer von den Guten sein müsse. Ganz allmählich, in kleinen Schritten, lerne ich nun auch zu vertrauen; erst einmal nur den Beiden und ein bisschen der netten Tierärztin, alles Weitere findet sich.
Das genügt für heute, mir fallen schon wieder die Augen zu. Also dann, auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 06.01.2025, 19.51 | (0/0) Kommentare | PL
Als ich am
Dienstag frühmorgens aufgewacht bin, bekam ich einen Riesenschreck. Mein
rechtes Auge ging nicht auf und tat höllisch weh. So weh, dass ich ganz laut
gejault habe, was ich sonst nie tue. Frauchen ist dann gleich um halb zehn mit
mir zu unserer Tierärztin gefahren. Die hat sehr ernst geguckt und gemeint, das
müssen wir ausschaben. Och nee, dachte ich, nicht schon wieder!
Ich hatte das nämlich schon dreimal mitgemacht, und immer war es scheußlich. Das Problem ist mein schwaches Immunsystem, ein Andenken an mein früheres Leben als Straßenhündin in Rumänien. Da gab es nicht so gute und nahrhafte Sachen zu fressen wie hier. Jetzt päppeln wir mit homöopathischen Tabletten und bestem Futter meine Abwehrkräfte auf. Bis die richtig stark sind, bleibe ich eben anfällig und rufe ganz schnell "Hier!", wenn zum Beispiel Erkältungsviren verteilt werden. Dann schwellen die Lymphknoten in meinem rechten Auge, das wegen der Hornhautverletzung besonders empfindlich ist, stark an. Eklige Pickelchen entstehen da, so wie die kleinen Kerne auf den Erdbeeren. Sie können sich wohl denken, wie schmerzhaft das ist. (Wenn Ihnen schon mal ein paar Sandkörner ins Auge geflogen sind, wissen Sie, was ich meine.) Die müssen dann ausgekratzt werden, natürlich mit örtlicher Betäubung.
Die reichte diesmal aber nicht aus;
kaum hatte Frau Doktor mein Auge berührt, habe ich auch schon geschrien. Da hat
sie noch ernster geguckt und gesagt, dann müssen wir es wohl unter kurzer
Vollnarkose machen. Frauchen rief zu Hause an, und Herrchen kam auch in die
Praxis. Das Ganze hat nur ein paar Minuten gedauert, und nach einer halben
Stunde wusste ich schon wieder, wer und wo ich war. Jetzt heißt es, weiter
jeden Tag morgens, mittags, abends und vor dem Schlafengehen Augensalbe
schmieren. Darin haben wir schon wochenlange Übung und ehrlich gesagt, wir
finden es alle lästig. Aber wenn´s hilft…
In der Narkose habe ich viel buntes Zeug durcheinander geträumt: Von Rumänien, wie ich nach Deutschland gebracht wurde, von der Pflegestelle hier und wie ich in mein neues Zuhause kam. Am besten erzähle ich Ihnen das der Reihe nach. Aber erst morgen, jetzt bin ich müde. Das Schreiben ist ja noch ungewohnt für mich.
Also dann, auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 05.01.2025, 18.57 | (0/0) Kommentare | PL
Eines Tages geschah es. Meine Mama hatte Pit und mich zum Einkaufen mitgenommen. Vor der Drogerie band sie ihn an einem Fahrradständer fest, dann gingen wir in das Geschäft. Als wir zehn Minuten später wieder herauskamen, war der Hund verschwunden. Leine und Halsband hingen immer noch an dem Ständer, aber von Pit fehlte jede Spur. Er hatte es geschafft, seinen Kopf aus dem Halsband zu ziehen und war wieder einmal auf und davon. Wir konnten uns denken, wohin er gelaufen war und machten uns auf den Weg. Zu Fuß, versteht sich, ein Auto besaßen wir noch nicht. Als wir zur Lindenthaler Allee, einer auch damals schon recht belebten Hauptverkehrsstraße kamen, herrschte dort ziemliche Aufregung. Zwei Autos waren ineinander gefahren, vor dem einen lag ein kleiner Hund – unser Pit. Auf dem Weg zur geliebten „Ömi“ hatte er beim Überqueren der Straße wohl nicht auf die rote Ampel geachtet. Zum Glück war er nur leicht verletzt, er hatte lediglich ein paar Prellungen und ein verstauchtes Hinterbein davon getragen. Den Schaden an den Autos mussten natürlich meine Eltern bezahlen, damals dachte ja noch niemand an eine Haftpflichtversicherung für Hunde. Die geplante erste Urlaubsreise (sie sollte in den Schwarzwald gehen) wurde also noch einmal um ein Jahr verschoben.
Nach diesem Vorfall reichte es meiner Großmutter endgültig. Sie besprach sich mit meinen Eltern und setzte sich dann – vielleicht zum ersten Mal in ihrer Ehe – gegen meinen Großvater durch, indem sie Pit bei sich im Haus behielt. Ich war sehr traurig, dass ich mich von meinem Spielgefährten trennen musste; aber so viel verstand ich schon, um einzusehen, dass es für ihn das Beste war. Außerdem übernachtete ich jede Woche mindestens zweimal bei meinen Großeltern; und das Allerschönste war, dass der Hund dann bei mir im Bett schlafen durfte.
Pit starb ein halbes Jahr später. Nachmittags ging ich mit meiner Omi zum Stachelbeerpflücken in den Garten. Der Kleine lag neben meinem Sandkasten in der Sonne und döste; zumindest glaubten wir das. Als wir jedoch näherkamen und schließlich dicht vor ihm standen, rührte er sich nicht und zuckte mit keiner Wimper. Meine Omi schickte mich zurück ins Haus, um noch eine Schüssel für die Beeren zu holen. Sie ahnte wohl schon, was passiert war. Nachdem sie Pit aus der Sonne genommen und auf einen Stuhl im Schatten gelegt hatte, kam sie zu mir, nahm mich in die Arme und erklärte mir, dass der Hund keine Schmerzen gelitten hätte und einfach ganz friedlich eingeschlafen sei. Bald darauf kamen meine Eltern, und wir begruben Pit unter einem Klarapfelbaum. Ich bin mir sicher, er hat seine letzten Monate noch sehr zufrieden und glücklich verlebt.
Lebenslichter 04.01.2025, 19.05 | (0/0) Kommentare | PL
Eines Tages geschah es. Meine Mama
hatte Pit und mich zum Einkaufen mitgenommen. Vor der Drogerie band sie ihn an
einem Fahrradständer fest, dann gingen wir in das Geschäft. Als wir zehn
Minuten später wieder herauskamen, war der Hund verschwunden. Leine und
Halsband hingen immer noch an dem Ständer, aber von Pit fehlte jede Spur. Er
hatte es geschafft, seinen Kopf aus dem Halsband zu ziehen und war wieder
einmal auf und davon. Wir konnten uns denken, wohin er gelaufen war und machten
uns auf den Weg. Zu Fuß, versteht sich, ein Auto besaßen wir noch nicht. Als
wir zur Lindenthaler Allee, einer auch damals schon recht belebten
Hauptverkehrsstraße kamen, herrschte dort ziemliche Aufregung. Zwei Autos waren
ineinander gefahren, vor dem einen lag ein kleiner Hund – unser Pit. Auf dem
Weg zur geliebten „Ömi“ hatte er beim Überqueren der Straße wohl nicht auf die
rote Ampel geachtet. Zum Glück war er nur leicht verletzt, er hatte lediglich
ein paar Prellungen und ein verstauchtes Hinterbein davon getragen. Den Schaden
an den Autos mussten natürlich meine Eltern bezahlen, damals dachte ja noch
niemand an eine Haftpflichtversicherung für Hunde. Die geplante erste
Urlaubsreise (sie sollte in den Schwarzwald gehen) wurde also noch einmal um
ein Jahr verschoben.
Nach diesem Vorfall reichte es meiner Großmutter endgültig. Sie besprach sich mit meinen Eltern und setzte sich dann – vielleicht zum ersten Mal in ihrer Ehe – gegen meinen Großvater durch, indem sie Pit bei sich im Haus behielt. Ich war sehr traurig, dass ich mich von meinem Spielgefährten trennen musste; aber so viel verstand ich schon, um einzusehen, dass es für ihn das Beste war. Außerdem übernachtete ich jede Woche mindestens zweimal bei meinen Großeltern; und das Allerschönste war, dass der Hund dann bei mir im Bett schlafen durfte.
Pit starb ein halbes Jahr später. Nachmittags ging ich mit meiner Omi zum Stachelbeerpflücken in den Garten. Der Kleine lag neben meinem Sandkasten in der Sonne und döste; zumindest glaubten wir das. Als wir jedoch näherkamen und schließlich dicht vor ihm standen, rührte er sich nicht und zuckte mit keiner Wimper. Meine Omi schickte mich zurück ins Haus, um noch eine Schüssel für die Beeren zu holen. Sie ahnte wohl schon, was passiert war. Nachdem sie Pit aus der Sonne genommen und auf einen Stuhl im Schatten gelegt hatte, kam sie zu mir, nahm mich in die Arme und erklärte mir, dass der Hund keine Schmerzen gelitten hätte und einfach ganz friedlich eingeschlafen sei. Bald darauf kamen meine Eltern, und wir begruben Pit unter einem Klarapfelbaum. Ich bin mir sicher, er hat seine letzten Monate noch sehr zufrieden und glücklich verlebt.
Lebenslichter 03.01.2025, 18.23 | (0/0) Kommentare | PL
An unseren Allerersten, den "lütten Pit", erinnere ich mich eigentlich nur aus Erzählungen. Als ich zur Welt kam, war er schon ein paar Jahre alt. Nach ihrer Heirat hofften meine Eltern lange Zeit vergeblich auf Nachwuchs; dann eröffneten die Ärzte meiner Mutter, dass sie keine Kinder bekommen könne. Sie wünschte sich trotzdem etwas zum Liebhaben und Verwöhnen, also adoptierten sie den kleinen Mischlingsrüden aus dem Tierheim. Aber es heißt nicht umsonst: „Unverhofft kommt oft!“ Sie kam schließlich doch noch zum Kind – na ja, vielleicht nicht ganz wie die sprichwörtliche Jungfrau, nur für meine Eltern war ich tatsächlich so eine Art Überraschungsei.
In ihre Freude mischte sich ein Wermutstropfen: Sie mussten umziehen, denn das Zimmer, in dem sie bis dahin zur Untermiete wohnten, wäre für uns alle viel zu klein geworden. Außerdem hätte der Vermieter kein Baby im Haus geduldet. Das Hundchen hatte er gerade noch toleriert (wohl nur, weil Pit – für seine Rassenmischung eher untypisch – überhaupt kein Kläffer war und so gut wie niemals bellte); aber ein schreiender Säugling, nein danke! Für eine größere Wohnung fehlte ihnen, wie den meisten in den 50er Jahren, das Geld. Zwar hatte mein Vater als technischer Zeichner eine feste Anstellung beim Berliner Senat gefunden, aber fragt nicht nach der Bezahlung! Meine Mutter suchte seit Jahren vergeblich eine Arbeit als Hauswirtschaftslehrerin, und so blieb nur der Weg zurück in ihr Elternhaus.
Das Problem war: Mein Großvater (Opa K.) mochte überhaupt keine Hunde. Da er jedoch tagsüber im Büro und fast jeden Abend, sowie an den meisten Wochenenden, in der Kneipe saß, konnte man sich arrangieren. Meine Omi verliebte sich auf Anhieb in den kleinen Hund, und er hing abgöttisch an ihr. Die Leckerbissen, die sie ihm zusteckte, der Garten, das Plätzchen auf ihrem Sessel – für ihn waren es paradiesische Zustände. Aber bekanntlich kann man aus dem Paradies auch wieder vertrieben werden. Als mein Onkel J., der Bruder meiner Mutter, sein Abitur gemacht hatte und mit dem Studium begann, beanspruchte er die Mansarde für sich. Wir zogen also wieder um, damals war ich zwei Jahre alt. Da mein Vater inzwischen besser verdiente, durfte es diesmal eine etwas größere Wohnung sein. Dort gab es zwar auch einen Garten, den zu betreten allerdings unter „Todesstrafe“ stand.
Die Trennung fiel allen schwer – besonders meiner Omi und unserem Pit. Er war ein kleiner Hund mit einem großen Herzen, buchstäblich treu bis in den Tod. Er ließ nichts unversucht, um zu seinem geliebten Großfrauchen und ihren Blumenbeeten zurückzukehren und legte dabei sogar eines Tages den gesamten Straßenverkehr lahm. Darüber beim nächsten Mal mehr.
Lebenslichter 02.01.2025, 19.52 | (0/0) Kommentare | PL
Wie sieht es bei Ihnen aus? Haben Sie sich für die kommenden zwölf Monate etwas Besonderes vorgenommen? Viele fassen ja zum Jahresbeginn eine ganze Reihe guter Vorsätze. Abnehmen, mehr Sport treiben, überhaupt gesünder leben, weniger Geld ausgeben, mehr Zeit mit der Familie verbringen gehören zu den Klassikern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meistens schon nach einer Woche nicht mehr viel davon übrigbleibt. Man ist ja nicht plötzlich ein anderer Mensch, nur weil ein neues Jahr begonnen hat. In unserem Alter setzt man sich sowieso nicht mehr soviele Ziele. Da ist man froh, wenn alles einigemaßen gleichbleibt und in ruhigen Bahnen verläuft.
Auf jeden Fall habe ich vor, weiter an unserer veganen Lebensweise zu arbeiten. Bisher bezeichne ich uns eher als Veganarier oder Vegetaner. Es ist gar nicht so einfach, im Alltag sämtliche tierischen Produkte oder wenigstens die vom toten Tier zu vermeiden. Wussten Sie zum Beispiel, dass Parmesan – obwohl ein Käse – nicht vegetarisch ist? Bei seiner Herstellung wird nämlich Lab verwendet, das man aus Kälbermägen gewinnt. Na, pfui Teufel! Also in Zukunft - wenn überhaupt - einen Emmentaler oder Gouda über die Pasta gerieben. Die werden mit mikrobiellem Lab hergestellt, sind also zumindest vegetarisch. Oder: Es gibt von Eh.m..n ein Dessert, das ich sehr gern mochte; bis ich die Zutatenliste mal genauer studiert habe. Darin steht, dass das Produkt Gelatine vom Rind enthält, also keinefall vegetarisch ist, wie man das bei Milchprodukten eigentlich annimmt. Ab sofort ebenfalls gestrichen. Wenn man sichergehen will, muss man das Kleingedruckte sorgfältig lesen, so wird das Einkaufen zur Wissenschaft.
Dann will ich meinen Rumänischkurs beenden und erfolgreich abschießen, damit ich noch stärker als bisher mit rumänischen Tierschützern zusammenarbeiten und mich auch ohne Übersetzungsprogramm mit ihnen verständigen und sie unterstützen kann. Auf den ersten Blick ist es eine schwierige und komplizierte Sprache. Aber wenn man sich näher damit beschäftigt, verliert man die Scheu. Mir kommen beim Lernen auch meine Kenntnisse anderer romanischer Sprachen zugute, mit denen es durch aus Verwandtschaften und Ähnlichkeiten gibt.
Und dann
bin ich wild entschlossen, endlich mein Buch zu schreiben; ein Unternehmen, das ich seit mindestens zwei Jahren vor mir her schiebe. Aus
Faulheit, aus Bequemlichkeit oder warum sonst? Am fehlenden Material liegt es
sicher nicht. Unser Leben ist und war schon immer so vielseitig, so anders als
alle anderen und nie auch nur einen Tag langweilig. Liegt es vielleicht daran,
dass ich denke, ich schreibe nicht schön genug?
Schreibe, wie du redest, so
schreibst du schön.
Diese kluge Regieanweisung für alle
Schriftsteller und solche, die es gern werden wollen, stammt ausgerechnet von
meinem Lieblingsklassiker Gotthold Ephraim Lessing. Er war vor fünfzig Jahren
schuld an meiner Eins im mündlichen Deutschabitur. Aber einfach frei von der
Leber weg drauflos schreiben, die Gedanken, wie sie gerade kommen, in die
Tastatur fließen lassen ohne Filter und Zensur – das fällt mir bis heute
schwer. Vielleicht, weil es oft kritische und unbequeme Gedanken sind, die
keiner gern hören oder lesen mag. Aber es sind meine Gedanken, niemand muss sie
teilen oder sich zu eigen machen. Papier ist geduldig, hieß es früher, und ich
befürchte, ich habe so einige Bäume auf dem Gewissen, denn geschrieben habe ich
schon immer gern. Zum Glück gibt es heute Computer, da hält sich die
Rohstoffverschwendung in Grenzen. Obwohl der Strom ja auch nicht immer
umweltfreundlich erzeugt wird, also irgendwo beißt sich die Katze in den
Schwanz.
Da ist auch noch die Frage des Konzepts. So ein Buch braucht doch eine
klare Linie, eine ordentliche Gliederung. Vergangenes, soeben Erlebtes und
gerade Gedachtes, bei mir geht das alles drunter und drüber. Ich habe im Laufe
der Jahrzehnte so viel erlebt – mit Hunden und mit Menschen – habe so viele
Erfahrungen gesammelt und Erinnerungen angehäuft, dass ich gar nicht weiß, wo
ich anfangen soll. Und eigentlich müsste ich doch chronologisch vorgehen, einem
roten Faden folgen, um meiner Leser nicht zu verwirren. Andererseits, irgendwo
muss ich schließlich anfangen, sonst wird nie etwas daraus. Und sortieren kann
ich später immer noch. Vielleicht ist das aber gar nicht so wichtig. Viele
kennen sicher noch diesen Satz von Heinz Rühmann am Ende der "Feuerzangenbowle":
Wahr sind nur die Erinnerungen,
die wir in uns tragen,
die Träume, die wir spinnen
und die Sehnsüchte, die uns treiben.
Damit wollen wir uns bescheiden.
Nun ist das mit meinen Erinnerungen so eine Sache. Sie kommen selten in zeitlicher
Abfolge und meistens dann, wenn ich eigentlich an etwas ganz anderes denke. Ich
betrachte einen Gegenstand oder ein Foto, höre ein spezielles Lied oder lese
einen bestimmten Satz – und schon sind sie da, die Bilder aus der
Vergangenheit.
Möglicherweise wird es also ein ziemliches Durcheinander geben. So eine Art „Kessel Buntes“: Lustiges, Trauriges, Biografisches, Nachdenkliches und Zorniges werden sich abwechseln und im Mittelpunkt stehen immer – immer! - die Tiere, in meinem Fall besonders die Hunde. Das ist meine Welt, und um die soll´s hier ja auch vor allem gehen.- Zeit wird es, denn mit 69 hat man keine Ewigkeit mehr vor sich. Na dann, (Hunde-)Leinen los!
Lebenslichter 01.01.2025, 20.04 | (0/0) Kommentare | PL
Lebenslichter 31.12.2024, 18.12 | (0/0) Kommentare | PL
steht uns wieder bevor. Darin stimmen wohl die
meisten Menscheneltern von Fellkindern sowie alle, für die Tier- und
Umweltschutz mehr als nur leere Worthülsen sind, überein: Privates Feuerwerk an
Silvester gehört verboten. Viel zu viel Stress und Panik für unsere
Mitgeschöpfe, dazu unerträglicher Lärm und tonnenweise Dreck. Gar nicht
zu reden von Hunderten entlaufener Hunde und Katzen, verletzter und leider auch
toter Wildtiere und Vögel, die es am Neujahrsmorgen zu beklagen gibt – allesamt
Opfer unserer menschlichen Vergnügungssucht und Rücksichtslosigkeit.
Früher gab es bei uns auch ein Feuerwerk – letztmalig
vor 47 Jahren, als der Beste und ich uns verlobt haben - allerdings, im
Vergleich zur heutigen Massenböllerei, ein recht bescheidenes. Mein Papa hatte
am 31. Dezember Geburtstag, was für Familie und Freunde sehr praktisch war,
weil sie immer wussten, wohin sie zum Feiern gehen konnten. Papa war unser
Pyro… nein, nicht -mane, sondern -techniker. Um Mitternacht gab es eine kleine,
aber feine Show: Ein halbes Dutzend wirklich schöner Raketen, sowie zwei Sonnen,
die ihren Sternenregen versprühten. Dazu für jeden Gast eine Wunderkerze – das
war´s. Keine Kanonenschläge, Knallfrösche und wie diese unsäglichen Krachmacher
sonst noch heißen.
Natürlich spielte dabei auch das Geld eine große Rolle. Feuerwerkskörper waren damals um ein Vielfaches teurer, eine gute Sonne kostete allein schon um die zehn Mark. Heute bekommt man für zehn Euro ein halbes Munitionslager! Und was sind schon zehn Euro? In Rumänien immerhin knapp der Gegenwert von 15 Kilo Trockenfutter, von denen etliche Hunde im Shelter wochenlang leben müssen.
Heute gab es im Fernsehen einen Bericht: Da standen die Leute (viele von ihnen schon seit gestern Abend) vor den Toren eines Herstellers in Bremerhaven Schlange wie nach dem letzten Stückchen Brot - nur um bei Öffnung die Ersten zu sein, die sich mit Feuerwerk eindecken konnten. Wie es hieß, investierten die meisten zwischen 100 und 300 Euro, manche waren sogar vierstellig. Paradox: Überall hörst du sie jammern, dass sie ihre Miete nicht mehr zahlen und ihre Kinder nicht mehr gesund ernähren können, weil ja alles so teuer geworden ist; und hier verpulvern sie das Geld im wahrsten Sinne des Wortes.
In besagter Neujahrsnacht 1977/78 kam es zu einem
Zwischenfall. Unser damaliger Hund war Ajax, ein Dobermann-Schäferhundmix und
Papas erklärter Liebling. Umgekehrt galt dasselbe. Ajax hätte sich für sein
Herrchen in Stücke reißen lassen – und genau das wäre um ein Haar passiert!
Bevor wir alle nach draußen gingen, wurde jedem Gast eingeschärft, er möge
bitte die Haustür sorgfältig schließen und darauf achten, dass der Hund drinnen
bleibt. Leider hatte dann doch jemand nicht aufgepasst, und Ajax konnte entwischen.
Mein Vater hatte gerade eine Rakete angezündet, da stürzte sich der Hund auf
den schon brennenden Feuerwerkskörper und biss hinein - wohl um sein geliebtes
Herrchen vor dem zischenden Ungeheuer zu beschützen. Der Ärmste versengte sich
die Schnauze und büßte sämtliche Barthaare ein. Schlimm genug, aber es hätte
für ihn auch ganz anders ausgehen können. Danach gab es bei uns nie wieder ein
Feuerwerk.
Für meine Omi (wie sicher für viele alte Menschen) war die Böllerei besonders schwer zu ertragen. Beim Milleniumswechsel 1999/2000, als hier buchstäblich die Hölle losbrach, hielt sie sich die Ohren zu und sagte: "Siehst du, Kind, so hat es sich angehört, als nachts die Bomben fielen." An diesen Satz muss ich immer denken, wenn hier alljährlich am 31.12. um Mitternacht der Weltuntergang inszeniert wird.
In der heutigen Zeit empfinde ich es als besonders rücksichts-, empathie- und gedankenlos. Ich meine, es gibt Millionen Menschen, denen Tag und Nacht die Raketen und sonstige Geschosse um die Ohren fliegen; Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen als wieder einmal in Ruhe ohne Angst schlafen zu dürfen - und wir spielen hier Krieg. Wer das so toll findet, der möge dorthin fahren, wo er real geführt wird. Auswahl an möglichen Reisezielen gibt es genug.
Ich wünsche uns allen ein leises Neues Jahr. Möge uns der ganz große Knall noch eine Zeitlang verschonen.
Bildquelle:
Lebenslichter 28.12.2024, 14.00 | (0/0) Kommentare | PL
Heute ist der Weihnachtstag, und alle sind voller Freude, doch ich liege frierend auf der Treppe.
Ich schlafe immer genau hier. Ich darf nie hineingehen, um an dem ganzen Spaß teilzuhaben - ich bin das, was man einen Hofhund nennt.
Sie haben mir ein paar Krümel gegeben, ich glaube, das war letzte Woche. Jetzt liege ich im Schnee, fühle ich mich müde und schwach. Ich kann die Kinder spielen hören, während mein Kopf auf meinen Pfoten liegt.
Letztes Jahr um diese Zeit war ich ein Geschenk vom Weihnachtsmann. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, dass ich im Hof eingesperrt wurde.
Ich lebte nur kurze Zeit bei ihnen drinnen, seitdem ist mein Leben hart.
Der Schnee fällt jetzt schwer. Ich bin nur noch ein Eisblock, und wenn ich die kalte, kalte Luft einatme, fühlt sich meine Lunge wie ein Schraubstock an.
Dann geschah ein Wunder: Ein Engel ist erschienen! Er leuchtete, und ich konnte die Wärme spüren, als er nahe schwebte. Er streckte ihre Hand aus und winkte. Es war so ein schöner Anblick.
Er lächelte und sagte: "Guter Hund, es ist Zeit, mit mir zu kommen. Ich werde dich zur Brücke bringen, dorthin, wo alle braven Hunde hingehen. Dann kannst du im Sonnenschein spielen und es wird nicht frieren, wenn der Schnee liegt."
Da richtete sich mein Knochenbündel auf. Ich schüttelte den Schnee von meinem Fell, und als ich langsam dem Engel folgte, sagte ich zu ihm: "Ich bin aber kein guter Hund, ich glaube, da irrst du dich, denn niemand würde einen guten Hund so lange im Hof einsperren."
Der Engel drehte sich um und lächelte, als ich mit gesenktem Kopf fortgehen wollte. Dann sagte er: "Es tut mir leid, ich dachte, du würdest es wissen. Du bist wirklich ein guter Hund. Es ist einfach schade, aber der Grund, warum deine Zeit abgelaufen ist: Du wurdest als Weihnachtshündchen geboren."
Ich lebe jetzt an der Regenbogenbrücke und ich bin voller Freude. Aber denk daran, wenn Weihnachten ist: Hunde sind KEIN Spielzeug. Tiere sind Lebewesen, Batterien sind nicht enthalten...
Lebenslichter 24.12.2024, 11.51 | (0/0) Kommentare | PL