Thema: TIERLIEBE - GELIEBTE TIERE
…wenn wir uns einen älteren Hund aus dem Tierschutz oder Tierheim holen, wo dieser oft viele Jahre hinter Gittern verbringen musste: "Dann erlebt er wenigstens einen versöhnlichen Ausklang."
Ich finde das sehr schön ausgedrückt. Es hat für mich etwas Tröstendes, wenn ich solch einer leidgeprüften Fellnase einen gemütlichen Lebensabend bereiten darf. Ja, sagen Sie, aber an so einem alten Vierbeiner hat man nur kurze Freude. Und wer weiß, was der an Krankheiten und Zipperlein mitbringt. Ich verstehe Ihre Bedenken! Doch es geht nicht um Quantität, sondern Qualität; und manchmal passen in ein paar kurze Monate mehrLiebe, Spaß und Freude als sonst in ein ganzes, langes Leben.
Ich meine, dass alle grauen Schnauzen eine zweite Chance verdienen; ob sie nun aus fadenscheinigen Gründen in ein deutsches Tierheim abgeschoben wurden oder weggesperrt und vergessen in einem Shelter (von denen es Tausende gibt in Europa und überall in der Welt) ihr trauriges Dasein gefristet haben. Am Ende sollte jeder Hund friedlich einschlafen dürfen und als Letztes die streichelnde Hand seines Menschen spüren; statt einsam und ungliebt in einem kalten Zwinger zu streben, um dann auf einer Schubkarre weggefahren und in einem Müllsack entsorgt zu werden.
Wenn Sie trotzdem lieber einen Welpen haben möchten, dann gehen Sie bitte nicht zum Züchter. In den
Sheltern und Zwingern sitzen Tausende von Hundebabys, die auf ein liebevolles
Zuhause warten. Die Hundefänger nehmen ja leider keinerlei Rücksicht. Sie
stecken wahllos Kastrierte und Unkastrierte, Rüden und Hündinnen zusammen in
einen Zwinger. Läufige Hündinnen werden tagelang vergewaltigt. Sie müssen Junge
bekommen, immer wieder bis zum Tod, der oft qualvoll und grausam ist. Die
meisten Welpen dort wachsen ohne ihre Mütter auf, weil diese zu geschwächt
sind, um ihre Kinder zu säugen oder weil sie einfach sterben. Wenn Sie so ein
Hündchen adoptieren, ersparen Sie ihm unendliches Leiden in einer dieser
grauenvollen Shelterhöllen, welche die meisten Hunde erst tot wieder verlassen.
Lebenslange Liebe und Anhänglichkeit werden es Ihnen danken!
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Lebenslichter 23.11.2024, 17.55 | (0/0) Kommentare | PL
In einem Buch über Tierkommunikation, das ich zurzeit lese, findet sich folgende Botschaft, die ein Hund seinem
Frauchen nach dem Tod seiner Rudelschwester übermittelt:
„Du bist blockiert. Du kannst dich nicht frei entfalten, wenn du ständig gegen das Unvermeidliche, das Unabdingbare ankämpfst. Lass uns unsere gemeinsame Zeit genießen, bis dass es heißt, für eine Weile Abschied zu nehmen. Was willst du auch dagegen tun? Du machst dir nur das Leben unnötig schwer.
Ja, auch ich werde gehen und du wirst mich nicht aufhalten können. Fange jetzt schon mit dem Loslassen an, umso mehr kannst du uns, dich und mich, genießen.
Vergiss nicht: Das Leben hier ist nur ein ganz kurzer Augenblick. Versüße ihn so gut du kannst. Atme frei und sauge das Schöne mit jedem Atemzug ein – dafür bist du hier. Deine Traurigkeit lastet auf dir wie eine schwere Decke. Wirf sie ab, denn sie verhindert, dass die Strahlen der wärmenden Sonne dich erreichen. Weine nicht, sondern freue dich über diesen Augenblick.“
Diese Nachricht hätte auch für mich bestimmt sein können, ausgesendet von Barny oder Julchen. Es ist wahr: Seit Wendys Tod bin ich in meinen Gefühlen immer noch blockiert, habe ich meine Lebensfreude noch nicht zurückgewonnen. Dabei komme ich mir undankbar vor; die Beiden sind ja da, sie lieben und sie brauchen mich. Außerdem wäre es meiner großen Schwarzen sicher nicht recht, von mir noch immer so betrauert zu werden. Dafür hatte sie mich viel zu gern. Manchmal vermisst werden, das ja – aber nicht unter Tränen, sondern mit Dankbarkeit und einem Lächeln.
Unsere Tiere haben uns etwas Wesentliches voraus: Sie leben im Hier und im Jetzt, ohne in der Vergangenheit zu wühlen, die nicht mehr zu ändern ist oder sich um eine Zukunft zu sorgen, von der sowieso keiner weiß, was sie bringen wird.
Während ich das hier schreibe, liegt Julchen zufrieden schlafend auf meinem rechten Fuß. Früher musste sie oft hungern und frieren. Wenn schon! Heute ist sie satt und hat es warm. Sie ist und sie bleibt schwerkrank; aber mithilfe der Tierärztin und der passenden Diät haben wir es einigermaßen im Griff. Wenn sich das irgendwann ändert, konnte sie wenigstens noch eine Zeitlang ihr Leben genießen. Der Hund hatte mit seiner Botschaft vollkommen Recht, auch wenn sie einem auf den ersten Blick vielleicht herzlos erscheinen mag.
Das Leben hier währt nur einen Moment, danach beginnt die Ewigkeit. Dort werden wir uns alle wiedersehen und für immer zusammen sein.
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Irgendwo auf der Welt gibt´s ein kleines bisschen Glück,
und ich träum´ davon in jedem Augenblick.
Lebenslichter 23.11.2024, 17.55 | (0/0) Kommentare | PL
VON DER FREUDE, SEIN LEBEN MIT MENSCHEN ZU TEILEN
Hallo, liebe Lesermenschen, erlaubt, dass ich mich kurz vorstelle: Ich heiße Molly und bin knapp fünf
Jahre alt. Meine Mama war eine 'Schäferhunddogge' und mein Papa ein
Bernhardiner; vielleicht auch umgekehrt, so genau weiß das keiner. Jedenfalls
bin ich ziemlich groß, wunderschön (zumindest finden das Herrchen und Frauchen)
und ehemaliger Tierheimschützling. Zwar habe ich keinen ellenlangen Stammbaum,
denn ich bin ja nicht reinrassig. Trotzdem ist alles an mir dran, was man als
richtiger Hund zum Leben braucht. 'Mischling' heißt das wohl (wenn man es nett
formuliert). Ich nenne es lieber "Hund ohne Rasse, aber dafür mit
Klasse".
Bis vor gut einem Jahr führte ich als verwöhnter Einzelhund ein angenehmes, nahrhaftes und
beschauliches Leben. Ich brauchte weder Leckerlis noch Tennisbälle oder
Streicheleinheiten, geschweige denn meine Lieblingsschlafplätze mit
irgendjemandem zu teilen – bis dann, eines Tages, mein an sich ganz
vernünftiges Frauchen plötzlich auf den absurden Einfall kam, diesen
paradiesischen Zustand zu beenden. „Hör zu“, sagte sie zu Herrchen, „ich finde,
unsere Molly wird für ihr Alter schon recht behäbig und faul. Was ihr fehlt,
ist ein Spielgefährte, der sie wieder auf Trab bringt.“ So ein Blödsinn! Und
dann kriegst du auch noch zu hören, sieh mal, das hier ist jetzt deine neue
Schwester, nun hab sie recht lieb. Aber ich glaube, zum besseren Verständnis
hole ich ein bisschen weiter aus.
Meine beiden Menschen hörten eines Morgens im Radio, dass in der Nacht vor dem Tierheim ein Korb
mit sechs Schäferhundwelpen abgestellt worden war. Lässt sich das denken- da
setzt einfach irgend so ein gewissenloser Strolch einen ganzen Wurf mit süßen
Babies aus! Frauchen wäre am liebsten sofort losgefahren, um eins davon zu
adoptieren. Aber dann kamen ihr doch ein paar Bedenken. Mehrmals in der Nacht
raus, Windeln wechseln und so weiter, das haben Beruf und Familie nicht
erlaubt. Also lieber etwas Ausgewachseneres, Stubenreines. Es dauerte dann noch
einige Wochen, weil erst Großherrchen und –frauchen, mit denen wir zusammen auf
einem Grundstück lebten, entsprechend bearbeitet und überzeugt werden mussten.
Schließlich kam der Tag X, und wir fuhren ins Tierheim. Über eine Stunde haben sie gebraucht, um sich zu entscheiden. Sie mussten sogar noch ein älteres Ehepaar buchstäblich aus dem Rennen werfen. (Ich sage, zum Glück für Bella, so haben sie meine kleine Schwester, die damals gerade zehn Monate alt war, getauft. Denn außer uns – das heißt außer mir! – hätte niemand diesen Irrwisch auch nur halbwegs bändigen können, so viele Flausen hatte die im Kopf. Von aufgefressenen Pantoffeln, verbuddeltem Spielzeug, zerfetzten Klopapierrollen und ähnlichem Schabernack will ich gar nicht reden). Endlich hatten sie ihre Wahl getroffen: Auch ein Mischlingsmädchen, diesmal Schäfer- und Afrikanischer Löwenhund. Die Rasse gibt es wirklich, nur hatten wir vorher noch nie davon gehört.
Als erstes wurde nun ein sogenannter Gassivertrag gemacht, gewissermaßen Hund auf Probe für ein
paar Stunden. Wir gingen zusammen spazieren, das war auch völlig in Ordnung,
und mir schwante überhaupt nichts Böses. Misstrauisch wurde ich erst, als wir
alle ins Auto – mein Auto, wohlgemerkt! – gestiegen und zu uns nach Hause
gefahren sind. Zwei Stunden lang haben wir uns im Garten beschnuppert,
herumgetobt, mit Stöckchen gespielt, und am Ende war ich total geschafft. Darum
verlief die Fahrt zurück ins Tierheim auch ganz friedlich; vor allem, weil ich
dachte, Gott sei Dank, jetzt geben wir sie wieder dort ab, und der Spuk hat ein
Ende. Aber denkste Puppe, so leicht wird dir das Leben nicht gemacht. Kurz
gesagt: Bella kam endgültig mit nach Hause. Ahnt Ihr, wie sauer ich in den
ersten vierzehn Tagen war – von wegen verwöhntem Einzelhund, nichts teilen
müssen und so weiter.
Aber eins muss ich sagen: Meine Menschen haben das ganz schön raffiniert eingefädelt; Politik der
kleinen Schritte, wennIhr versteht, was ich meine. Anfangs ließen sie Bella,
zumindest wenn ich dabei war, ziemlich links liegen (obwohl ich den Verdacht
hege, dass sich da hinter meinem Rücken so einiges zu deren Gunsten abgespielt
hat. Aber wie sagt man: Was ich nicht weiß, macht mich nicht bissig). Wir
wurden getrennt gefüttert. Zwischen unseren Schlaflagern stand eine Barriere,
die ich im Lauf der Zeit unauffällig, aber konsequent beiseite geräumt habe.
Für mich gab es immer ein Extraleckerchen, und überhaupt hatte ich das Gefühl,
so bedeutsam zu sein wie noch nie. Klar, dass mein Widerstand dabei immer mehr
dahin geschmolzen ist. Hinzu kam, dass alle anderen total skeptisch waren und
gesagt haben, das schaffen die nicht mit den zwei Hunden, das geht niemals gut.
Das wollte ich natürlich auf Herrchen und Frauchen nicht sitzen lassen, so viel
Solidarität muss sein. Außerdem hatte ich die Kleine zu der Zeit schon richtig
lieb, bloß zugeben mochte ich es noch nicht. Man hat ja auch seinen
Stolz.
Inzwischen ist das alles Schnee von gestern. Wir lieben, zanken und vertragen uns, wie es bei Geschwistern so geht. Bis zu einem gewissen Punkt ist der Unterschied zwischen Hunde- und Menschenkindern nämlich gar nicht so groß. Da die Kleine ständig Hunger hat und nie genug kriegen kann, hebe ich in meinem Napf immer einen Rest für sie auf, und manchmal überlasse ich ihr sogar ohne Knurren einen meiner Lieblingsknochen. Selbst Herrchens Büro (einst mein Allerheiligstes und Naschquelle ohne Ende) ist für sie nicht mehr tabu. Oft kann ich es selber kaum fassen, wie gutmütig ich geworden bin.
Manchmal denken unsere Menschen, sie hätten einen über den Durst getrunken, weil sie plötzlich alles doppelt
sehen: Zwei Leinen, zwei Qietschbälle, zwei Hundeschweife, die im selben Takt
wedeln, vier viel zu große Ohren, vier braune, erwartungsvolle Augen und
dergleichen mehr. Außerdem ähnelt Großherrchens früher so gepflegter Garten
inzwischen eher einer öden Steppenlandschaft – nichts mehr mit englischem
Rasen, üppigen Blumenbeeten und so, das kannste alles vergessen. Aber wir Hunde
sind voll glücklich dabei, und unsere Menschen haben längst begriffen, dass es
auf der Welt nichts Wichtigeres gibt. Wenn wir uns freuen, tun sie es nämlich
auch.
Liebe Lesermenschen, das war´s für heute zum Kennenlernen. Eigentlich ist es eine Rückblende,
denn Bella und ich sind mittlerweile seit vielen Jahren Hundeengel. Das heißt
aber nicht, dass wir am Leben unserer Menschen und derer, die nach uns kamen,
keinen Anteil mehr nehmen. Wir sehen jetzt alles nur von einer höheren Warte
aus. So können wir unserem geliebten Frauchen auch besser auf die Sprünge
helfen, wenn sie nun damit beginnt, ihre Erinnerungen an uns alle
aufzuschreiben. Also dann, bis bald!
Mit einem kräftigen Pfotendruck und einem herzlichen „WAU“!
FRÄULEIN MOLLY
Lebenslichter 23.11.2024, 17.55 | (0/0) Kommentare | PL
Eines Tages geschah es. Meine Mama hatte Pit und mich zum Einkaufen mitgenommen. Vor der Drogerie band sie ihn an einem Fahrradständer fest, dann gingen wir in das Geschäft. Als wir zehn Minuten später wieder herauskamen, war der Hund verschwunden. Leine und Halsband hingen immer noch an dem Ständer, aber von Pit fehlte jede Spur. Er hatte es geschafft, seinen Kopf aus dem Halsband zu ziehen und war wieder einmal auf und davon. Wir konnten uns denken, wohin er gelaufen war und machten uns auf den Weg. Zu Fuß, versteht sich, ein Auto besaßen wir noch nicht. Als wir zur Lindenthaler Allee, einer auch damals schon recht belebten Hauptverkehrsstraße kamen, herrschte dort ziemliche Aufregung. Zwei Autos waren ineinander gefahren, vor dem einen lag ein kleiner Hund – unser Pit. Auf dem Weg zur geliebten „Ömi“ hatte er beim Überqueren der Straße wohl nicht auf die rote Ampel geachtet. Zum Glück war er nur leicht verletzt, er hatte lediglich ein paar Prellungen und ein verstauchtes Hinterbein davon getragen. Den Schaden an den Autos mussten natürlich meine Eltern bezahlen, damals dachte ja noch niemand an eine Haftpflichtversicherung für Hunde. Die geplante erste Urlaubsreise (sie sollte in den Schwarzwald gehen) wurde also noch einmal um ein Jahr verschoben.
Nach diesem Vorfall reichte es meiner Großmutter endgültig. Sie besprach sich mit meinen Eltern und setzte sich dann – vielleicht zum ersten Mal in ihrer Ehe – gegen meinen Großvater durch, indem sie Pit bei sich im Haus behielt. Ich war sehr traurig, dass ich mich von meinem Spielgefährten trennen musste; aber so viel verstand ich schon, um einzusehen, dass es für ihn das Beste war. Außerdem übernachtete ich jede Woche mindestens zweimal bei meinen Großeltern; und das Allerschönste war, dass der Hund dann bei mir im Bett schlafen durfte.
Pit starb ein halbes Jahr später. Nachmittags ging ich mit meiner Omi zum Stachelbeerpflücken in den Garten. Der Kleine lag neben meinem Sandkasten in der Sonne und döste; zumindest glaubten wir das. Als wir jedoch näherkamen und schließlich dicht vor ihm standen, rührte er sich nicht und zuckte mit keiner Wimper. Meine Omi schickte mich zurück ins Haus, um noch eine Schüssel für die Beeren zu holen. Sie ahnte wohl schon, was passiert war. Nachdem sie Pit aus der Sonne genommen und auf einen Stuhl im Schatten gelegt hatte, kam sie zu mir, nahm mich in die Arme und erklärte mir, dass der Hund keine Schmerzen gelitten hätte und einfach ganz friedlich eingeschlafen sei. Bald darauf kamen meine Eltern, und wir begruben Pit unter einem Klarapfelbaum. Ich bin mir sicher, er hat seine letzten Monate noch sehr zufrieden und glücklich verlebt.
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DAS NENNT SICH LEBEN...
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
Wir waren umgezogen, von Krumme Lanke nach Schlachtensee. Unsere Wohnung lag im oberen Stock einer Gründerzeitvilla, deren Erdgeschoss und Souterrain von den Hauseigentümern bewohnt wurden. Fräulein W. und Herr L. waren ein seltsames Paar. Sie lebten in wilder Ehe miteinander (für damalige Moralvorstellungen unerhört), gingen fast nie aus und empfingen auch nur selten Besuch. Niemand begriff, warum sie überhaupt zusammenblieben, denn sie stritten sich fast ständig, und wir bekamen oben alles mit. Fräulein W. war eigentlich ganz nett, aber vor Herrn L. hatte ich eine Heidenangst. An einen Vorfall kann ich mich noch genau erinnern, obwohl ich damals erst vier Jahre alt war: Trotz strengsten Verbotes war ich mit Pit in den völlig verwilderten Garten gegangen und hatte dort ein bisschen herumgestöbert. Natürlich fand er alles hochinteressant. Er hatte wohl ein Mauseloch entdeckt, denn er buddelte auf einmal wie verrückt und verschwand beinahe völlig in dem Loch. Nur sein kleines Hinterteil ragte noch heraus.
In dem Moment tauchte urplötzlich Herr L. auf und fing an, wie ein Wahnsinniger zu toben. Er hielt eine Schaufel in der Hand und drosch auf den armen Hund ein. Ich muss vor Angst geschrien haben wie am Spieß. Zum Glück hatte meine Mutter oben das Küchenfenster offenstehen und konnte alles mit anhören. Sie kam in den Garten gerannt, stürzte sich auf Herrn L. und riss ihm die Schaufel aus der Hand. Von einer Sekunde zur anderen war er wie ausgewechselt, die Liebenswürdigkeit selbst, so als hätte jemand in seinem Kopf einen Schalter umgelegt. Meiner Mutter gegenüber verhielt er sich sowieso immer äußerst zuvorkommend, er schien tatsächlich Respekt vor ihr zu haben. Außerdem war sie damals eine bildschöne junge Frau, was vermutlich auch eine Rolle spielte. Abends gab es noch eine heftige Auseinandersetzung zwischen meinem Vater und Herrn L., und von da an lebten wir mehr oder weniger in friedlicher Koexistenz, bis wir zwei Jahre später auszogen. In den Garten haben Pit und ich allerdings nie wieder eine Pfote oder einen Fuß gesetzt.
Kein Wunder, dass der Lütte sein Großfrauchen schmerzlich vermisste und Heimweh nach seinem früheren Zuhause hatte. Er liebte uns zwar, aber meine Omi vergötterte er - genau wie ich. Immer wieder büxte er aus und fand mit schlafwandlerischer Sicherheit den Weg in die W…straße, wo er dann völlig erschöpft ankam. Von Haus zu Haus waren es beinahe vier Kilometer; mit dem Auto ein Katzensprung, aber für den kleinen Kerl mit seinen kurzen Beinchen der reinste Marathon. Anscheinend hatte er dabei auch einen guten Schutzengel, denn obwohl er einige belebte Straßen passieren musste, ist ihm nie etwas zugestoßen. Natürlich herrschte damals noch weitaus weniger Verkehr, und diejenigen, die schon ein Auto besaßen, fuhren langsamer und rücksichtsvoller, als es heutzutage viele tun. Gefährlich war es trotzdem, besonders für einen so winzigen Hund. Meiner Omi brach es jedes Mal fast das Herz, wenn wir ihn wieder abholten oder sie ihn uns zurückbringen musste.
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Man sagte mir, mein Haus röche nach Hund und ich fragte:
Wisst ihr, wonach ein Hund riecht?
Nach Treue, Dankbarkeit und Zuneigung;
nach reiner, bedingungsloser Liebe.
Und trotz allem, was sie gelitten haben, riechen sie weder nach Groll,
noch tragen sie Rachsucht in ihren Herzen.
Ich bin also gesegnet, weil mein Haus nach Hund riecht,
statt nach Hass
und menschlicher Bösartigkeit.
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
An unseren Allerersten, den "lütten Pit", erinnere ich mich eigentlich nur aus Erzählungen. Als ich zur Welt kam, war er schon ein paar Jahre alt. Nach ihrer Heirat hofften meine Eltern lange Zeit vergeblich auf Nachwuchs; dann eröffneten die Ärzte meiner Mutter, dass sie keine Kinder bekommen könne. Sie wünschte sich trotzdem etwas zum Liebhaben und Verwöhnen, also adoptierten sie den kleinen Mischlingsrüden aus dem Tierheim. Aber es heißt nicht umsonst: „Unverhofft kommt oft!“ Sie kam schließlich doch noch zum Kind – na ja, vielleicht nicht ganz wie die sprichwörtliche Jungfrau, nur für meine Eltern war ich tatsächlich so eine Art Überraschungsei.
In ihre Freude mischte sich ein Wermutstropfen: Sie mussten umziehen, denn das Zimmer, in dem sie bis dahin zur Untermiete wohnten, wäre für uns alle viel zu klein geworden. Außerdem hätte der Vermieter kein Baby im Haus geduldet. Das Hundchen hatte er gerade noch toleriert (wohl nur, weil Pit – für seine Rassenmischung eher untypisch – überhaupt kein Kläffer war und so gut wie niemals bellte); aber ein schreiender Säugling, nein danke! Für eine größere Wohnung fehlte ihnen, wie den meisten in den 50er Jahren, das Geld. Zwar hatte mein Vater als technischer Zeichner eine feste Anstellung beim Berliner Senat gefunden, aber fragt nicht nach der Bezahlung! Meine Mutter suchte seit Jahren vergeblich eine Arbeit als Hauswirtschaftslehrerin, und so blieb nur der Weg zurück in ihr Elternhaus.
Das Problem war: Mein Großvater (Opa K.) mochte überhaupt keine Hunde. Da er jedoch tagsüber im Büro und fast jeden Abend, sowie an den meisten Wochenenden, in der Kneipe saß, konnte man sich arrangieren. Meine Omi verliebte sich auf Anhieb in den kleinen Hund, und er hing abgöttisch an ihr. Die Leckerbissen, die sie ihm zusteckte, der Garten, das Plätzchen auf ihrem Sessel – für ihn waren es paradiesische Zustände. Aber bekanntlich kann man aus dem Paradies auch wieder vertrieben werden. Als mein Onkel J., der Bruder meiner Mutter, sein Abitur gemacht hatte und mit dem Studium begann, beanspruchte er die Mansarde für sich. Wir zogen also wieder um, damals war ich zwei Jahre alt. Da mein Vater inzwischen besser verdiente, durfte es diesmal eine etwas größere Wohnung sein. Dort gab es zwar auch einen Garten, den zu betreten allerdings unter 'Todesstrafe' stand.
Die Trennung fiel allen schwer – besonders meiner Omi und unserem Pit. Er war ein kleiner Hund mit einem großen Herzen, buchstäblich treu bis in den Tod. Er ließ nichts unversucht, um zu seinem geliebten Großfrauchen und ihren Blumenbeeten zurückzukehren und legte dabei sogar eines Tages den gesamten Straßenverkehr lahm. Darüber beim nächsten Mal mehr.
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Ein Bild, das die Seele wärmt:
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
Ich erinnere
mich, als wir unsere Familienpension hatten, schliefen einige der Gäste in den
ersten Nächten sehr schlecht. Nicht wegen knarrender Bettgestelle oder zu
harter Matratzen, sondern wegen der für sie ungewohnten Stille. Die Menschen
kamen aus anderen Großstädten zu uns, und der vertraute Straßenlärm, der sie zu
Hause in den Schlaf sang, fehlte ihnen hier.
Tatsächlich
herrscht bei uns besonders nachts eine himmlische Ruhe, obwohl wir kaum
zweihundert Meter Luftlinie von der Autobahn entfernt liegen. Der Wald
verschluckt fast sämtliche Geräusche. Nur manchmal, wenn der Wind ungünstig
steht, hören wir die Bremsen der Lkws. Das klingt dann so ähnlich wie das Tuten
einer Schiffssirene. Ansonsten, wie gesagt, nahezu klösterliche Stille.
Das gilt
allerdings nur für draußen. In unserem Schlafzimmer geht es um so
geräuschvoller zu. Wir schlafen hier zu fünft: zwei Menschen und drei Hunde,
jeder mehr oder weniger lautstark. Außer mir natürlich, wenngleich der Beste
das Gegenteil beteuert. Seltsamerweise stört mich ausschließlich s e i n
Geschnarche; dabei ist das höchstens ein müder Abglanz dessen, was sein
Schwiegerpapa von sich gab: Der konnte nämlich mühelos in einer einzigen Nacht
ganze Urwälder roden!
Bei den Hunden
dagegen finde ich es anheimelnd und gemütlich. Nelly zum Beispiel grunzt und
schmatzt im Schlaf wie ein Schweinchen, oder sie singt kleine Lieder. Zwar
verfehlt sie dabei regelmäßig das hohe C; trotzdem hört es sich niedlich an.
Barny ist
nachts immer ein bisschen kurzatmig, so als wäre er zu schnell gelaufen. Das
liegt an seinem Altersherzen, ist aber Gott sei Dank nicht besorgniserregend.
Wir haben ihn ja mit entsprechenden Medikamenten gut eingestellt. Manchmal wird
es schlagartig still in seinem Bettchen. Dann stehe ich auf und sehe nach, ob
er noch atmet. Hin und wieder verbellt er im Traum eine Katze oder einen
anderen Hund. Außerdem hält er sich gern mit der Pfote ein Nasenloch zu. Dann
schnorchelt er, als hätte er eine verstopfte Nase.
Woody pfeift,
wenn er schläft, wie ein alter Teekessel. Zwischendurch schnarcht er, dass die
Wände wackeln; und wenn er im Traum erst mal zu rennen beginnt, dann bebt der
Fußboden unter ihm.
Das alles hält mich oft stundenlang wach, aber um nichts auf der Welt möchte ich es missen. So viel weiß ich jetzt schon: Sollten die Geräusche irgendwann verstummen (was leider unausweichlich ist), dann werde ich sicher mehr als nur ein paar Nächte sehr schlecht schlafen. Wegen der für mich ungewohnten Stille...
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Eine Bitte, die mir aus der Seele spricht:
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
Lieber Gott, bitte hilf
mir in meiner Qual,
der ganzen Welt bin ich egal,
niemand da, der an mich denkt,
der mir ein wenig Liebe schenkt.
So müde von der Streunerei,
zieht keine Hoffnung mehr vorbei.
Vor Schmerzen kann ich kaum noch stehn,
muss trotzdem durch den Regen gehn.
Bei meinem schweren Gange hier,
verzweifle ich und bet' zu dir:
um jemand, der mich wirklich liebt,
mir eine warme Obhut gibt:
Mit einem schönen, warmen Bett.
Ja - und 'nen Knochen - das wär nett!
Beim letzten Herrchen war es schlimm,
bin froh, dass ich dort nicht mehr bin.
Ohne Wasser, angekettet,
hat mich nur die Flucht gerettet.
Meine Leine hab ich durchgebissen,
und bin von dort dann ausgerissen.
Lieber ein Streuner! Lieber allein!
Als ewig eingesperrt zu sein.
Jetzt, lieber Gott, bin ich
geschafft.
Ich kann nicht mehr, mir fehlt die Kraft.
Bin müde, hungrig - mir ist kalt,
ich fürchte, Gott, ich werd' nicht alt.
Mit Stöcken jagt man mich und
Steinen,
doch mir bleibt keine Zeit zum Weinen.
Muss durch die Straßen - Knochen finden -
obwohl stetig meine Kräfte schwinden.
Hab' s nicht verdient, bin
eigentlich gut,
will nicht, dass man mir Böses tut.
Von Würmern geplagt, von Flöhen gebissen,
lieber Gott, ich möchte von dir wissen
Ob's jemanden gibt auf dieser Welt dem ich,
und der auch mir gefällt.
Sollt es diesen Jemand geben,
so würd' mein Herz vor Freude beben.
Ja! Alles würd' ich für ihn machen
und kau auch nicht auf seinen Sachen.
Ihm lauf ich ganz bestimmt nicht
fort,
ich liebe ihn und hör auf's Wort.
Doch so schwach, allein wie ich jetzt bin,
macht Weiterleben keinen Sinn.
Schmutzig und unendlich mager
weine ich jede Nacht in meinem Lager,
weil ich mir solche Sorgen mache,
ob ich am nächsten Tag erwache.
Soviel Liebe und Treue kann ich
geben,
will deshalb eine Chance zum Leben.
Oh lieber Gott, erhör' mich gleich,
bevor die letzte Hoffnung weicht
und schicke jemand der mich liebt.
Mein Gott - wenn es dich wirklich
gibt...
(Bev Davenport
Homeless Afghan Rescue & Care
übersetzt aus dem Amerikanischen von Bastian Rosing)
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
aber sein darf es dann keiner, da geht es uns Hunden wie den Menschen. Jeder liebt die kleinen, zuckersüßen Welpen, und fast alle Zweibeiner geraten vor Entzücken außer sich, wenn die tolpatschigen Fellknäuel durcheinanderpurzeln und allerlei lustigen Unsinn anstellen. Dass auch sie eines Tages alt und gebrechlich sind, wird häufig von ihren Besitzern verdrängt. Ist es soweit, landen unzählige Hundesenioren im Tierheim. Die Arztkosten werden zu hoch (aber drei Urlaubsreisen jährlich und jede Woche Essen gehen sind im Budget drin). Der alte Hund entwickelt, genau wie Oma und Opa, die eine oder andere unbequeme Eigenart; und wenn dem betagten Hausgenossen mal ein Malheur passiert, weil er Blase und Darm nicht mehr so gut kontrollieren kann, hat niemand Lust, die Bescherung wegzuputzen.
Wohlgemerkt, es gibt auch andere Menschen, ganz viele sogar, und das ist gut so. Im Gegensatz zu früher dürfen viele von uns heute in Liebe und Geborgenheit altern. Damals wurden wir vor allem aus Gründen der Nützlichkeit gehalten. War so ein Jagd- oder Hütehund dann irgendwann nicht mehr 'diensttauglich', weil er auch einmal krank wurde oder seine Reaktionsfähigkeit nachließ, erhielt er zum Dank für ein, langes, treues Arbeitsleben fast immer eine Gewehrkugel, oder er wurde einfach am nächsten Baum aufgehängt. Wenn einer wirklich mal das Gnadenbrot erhielt, wurde sein Besitzer als sentimental belächelt oder galt als sonderbarer Kauz.
Heutzutage werden wir in erster Linie als Familienmitglieder und freundliche Begleiter gehalten. Unsere Menschen gehen zumindest hierzulande in der Regel eine innige Beziehung mit uns ein, und für den normalen Hundefreund ist es unvorstellbar, dass er seinen Bello töten lässt, nur weil der alt und nicht mehr so springlebendig wie ein Junghund ist.
Was für ein Glück, dass wir hier und heute leben dürfen: Mein Kumpel Barny, unser alter Bobby und ich.
Also dann, gutes Nächtlein und auf Wiederlesen.
Haben Sie es fein!
Ihre Nelly
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL
Heute ging ich, ganz still und leise,
auf meine allerletzte Reise.
Nun bin ich fort.
Vielleicht an einem besseren Ort?
Sie haben mich getreten, geschlagen.
Ich habe das alles tapfer ertragen.
Ihr habt gebrochen mein Herz,
Das war viel schlimmer, als jeder Schmerz.
Mein Leben, das war nur Qual.
Doch ich hatte leider keine Wahl.
Für uns Hunde ist es ein schrecklicher Ort,
doch allein können wir nicht fort.
Hatte oft keine Kraft mehr zu sein,
denn ich war da draußen immer allein.
Ich fand nie einen schönen Platz,
Keiner sah mich, "den Schatz".
Sie sind mit Gift im Futter gekommen,
haben mir jetzt mein Leben genommen.
Leute da draußen, hört mal zu:
Ihr müsst endlich etwas dagegen tun.
Jeder, der einen Züchter beehrt,
uns eine Chance auf Rettung verwehrt.
Habe auch nie einen Namen bekommen.
Niemand hat mich je in die Arme genommen.
Warum tut Ihr uns das an?
Haben doch keinem hier etwas getan.
Ich hatte Träume vom "großen" Glück.
Doch die Hoffnung, die verlor ich Stück für Stück.
Bitte holt die Anderen hier weg,
Von der Straße und aus diesem Dreck.
Ich starb hier einsam und ganz allein.
Denn "DU" wolltest nicht bei mir sein.
Dass ich nicht mehr bin, interessiert hier keinen.
Niemand wird je um mich weinen.
Ich liege hier auf diesem Fleck.
Sie nannten mich "Dreck."
Bitte vergesst mich nicht!
Zur Erinnerung an alle Straßenhunde
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So sieht es aus,
wenn eine Seele zerbricht -
in Rumänien und überall auf der Welt
Lebenslichter 23.11.2024, 17.54 | (0/0) Kommentare | PL